„Vergangenheit“, so hält Peter Geimer gleich zu Beginn seines neuen Buches fest, „ist unbeobachtbar“. Und doch versuchen wir unablässig, dem Gewesenen zu Leibe zu rücken und es in Bildern einzufangen. Diese Spannung zwischen Vergegenwärtigungsbedürfnis und unüberbrückbarer Distanz zur Geschichte zieht sich wie ein roter Faden durch Geimers Studie Die Farben der Vergangenheit. Darin entwickelt der Kunsthistoriker ein Tableau von Fallstudien aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Anhand so unterschiedlicher Bildmedien wie dem Historiengemälde, dem Panorama, der Fotografie und dem Film untersucht er visuelle Verfahren historischer Rekonstruktion – und verhehlt dabei nicht eine gewisse Skepsis. Denn je größer der Aufwand, den wir betreiben, um die Vergangenheit lebendig werden zu lassen – Bewegtbildaufnahmen werden inzwischen immer häufiger nachkoloriert, um die Geschichte der grauen Tristesse des unwiderruflich Verlorenen zu entreißen –, desto akuter die Gefahr einer illusionären Einebnung der Unterschiede zwischen Einst und Jetzt.
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Peter Geimer ist Professor für Kunstgeschichte und leitet seit Herbst 2022 das Deutsche Forum für Kunstgeschichte in Paris. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Theorie und Geschichte der Fotografie, die visuelle Repräsentation von Geschichte und Wissenschaftsgeschichte.