30.09.

Sa / 09:00

Komische Kasuistiken. Zur Reflexion von Kulturtechniken in populären Artefakten

Panel im Rahmen der Jahrestagung „Populäre Kulturen“ der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft

Kurt Hahn (Universität Graz), Annette Keck (LMU München), Leopold Lippert (WWU Münster), Roxanne Phillips (KWI Essen)

Universität des Saarlandes, Raum 7 (130), Gebäude B 3.1, Campus Saarbrücken, 66123 Saarbrücken

Alltägliche, selbstverständlich anmutende Kulturtechniken bilden eine wichtige Grundlage komischer Darstellungen: Filme und Texte, Bilder und Theateraufführungen inszenieren, um Lachen zu evozieren, abweichende, misslingende oder maßlos übertriebene Ausführungen von kulturellen Praktiken. Zu denken ist bspw. an den Austausch lächerlich schmachtender Liebesbriefe in humoristischer Prosa oder an die irrwitzigen Autofahrten und Verfolgungsjagden im Slapstick. Hierüber reflektiert das Komische sozial ausgehandelte Konventionen und Gesetzmäßigkeiten; zugleich macht es geradezu analytisch auf die Instabilität und Widersprüchlichkeit gesellschaftlicher Sinn- und Orientierungsmuster aufmerksam. Daher sind komische Artefakte als zentrale Verhandlungsorte kulturellen Wissens zu verstehen; zentral nicht zuletzt, weil das Komische im Sozialen eine ungleich populärere Position einnimmt als die sogenannte Hochkultur, deren Nutzung und Diskussion auf spezifische Gruppen beschränkt bleibt.

Just als Teil der Populärkultur aber kämpfen komische Artefakte in der Wissenschaft bisweilen gegen moralische Abwertungen an, obwohl sie – so der Ausgangspunkt des Panels – als Studienobjekte thematisch reichhaltig, strukturell komplex und epistemologisch irritierend sind. Als eine Praxis der kulturellen Selbstverständigung bildet das Komische dabei selbst seine wissensbasierte, historisch veränderliche und medial wandelbare Kulturtechnik, die es zu erforschen gilt. Vor diesem Hintergrund fragt das Panel einerseits danach, was das Komische als Reflexionsmedium von Kulturtechniken leistet. Andererseits eruieren die Vorträge, mit welchen komischen Techniken und Mitteln, in und mit welchen populären Medien und Artefakten sich dies ereignet. In und aus dieser wechselseitigen Durchdringung lassen sich nicht nur Rückschlüsse auf die jeweiligen gesellschaftlichen und medialen Konfigurationen ziehen, sondern gleichfalls darauf, welche vielfältigen Funktionen das Komische als eine kulturelle Praxis ausübt.

Vorträge im Panel

  • Annette Keck: Einführung. Komische Kasuistiken
  • Kurt Hahn: Komische Gewalt: Über Figurationen unenthebbaren Lachens
  • Roxanne Phillips: Die Treppe, das Stürzen. Komische Einzelfälle in Serie
  • Leopold Lippert: Ridiculing Courtship: Humor and Intimacy in Tabitha Gilman Tenney’s “Female Quixotism”