Seit Platons Symposion steht fest: Zum Festmahl gehören Dialoge. Dass die Konfiguration von Dialog und Konsum nicht einfach dem geselligen Austausch von Informationen dient, sondern spezifische Erkenntnisordnungen formt, wird im langen 18. Jh. zunehmend zum Gegenstand der Reflexion. Denkerinnen und Denker analysieren Formen und Funktionen von Tischgesprächen, die dafür verantwortlich sind, Dialoge in Abhängigkeit zu diätetischen Regulierungen zu kultivieren. Interferenzen von Dialog und Diätetik werden mit dem im 18. Jh. intensiv debattierten Konzept des Geschmacks, das Verstehens- und Gesellschaftsgenese zur Disposition stellt, systematisch erfasst.
Während bisher auf der einen Seite die kulturgeschichtlichen und identitätsstiftenden Funktionen von Tischgesprächen untersucht werden und auf der anderen Seite die Food Studies ethische, politische, epistemologische und selbst metaphysische Funktionen aktueller Konsumverhalten betrachten, perspektiviert dieses Panel anders: Ziel ist es, die Reflexionen auszuarbeiten, die das lange 18. Jh. anhand der ästhetischen Schlüsselkategorie des Geschmacks vornimmt, um die Verschaltung von Dialog und Diätetik in Literatur, Moralischen Wochenschriften und Philosophie zu vermessen.
Dafür rückt das Panel die innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft neu konzipierte Kultur des Tischgesprächs in den Fokus. Epistemologisch perspektiviert, ist das Tischgespräch zentral: Es verantwortet ebenso die Formung zwischenmenschlichen Verstehens wie die Gestaltung ethischer und politischer Dimensionen – schließlich transformieren die im 17. Jh. aufkommenden und sich im 18. Jh. ausdifferenzierenden Tischgespräche diejenigen Funktionen, die zuvor die höfische Kultur innehatte. Unter Berücksichtigung darstellungstheoretischer, medialer und diskursiver Strategien erkundet das Panel den Konnex von Dialog und Diätetik an literarischen Gattungen, moralischen Wochenschriften und philosophischen Texten der Zeit.