Kultur- und Literatursoziologie

Die deutsche Tradition der Kultursoziologie wird international rezipiert und gegenwärtig auf vielfältige Weise weitergeführt. Der Bereich der Literatur ist bisher allerdings weniger intensiv soziologisch erforscht worden als andere künstlerische Formen und kulturelle Felder. Am KWI soll in den nächsten Jahren versucht werden, diese Lücke zu schließen. Dazu besteht ausreichend Anlass: Das Literatursystem und der Literaturbetrieb sind einem folgenreichen Strukturwandel unterworfen – neue Formate, Medien und Gattungen relativieren ästhetische Standards; neue Akteure wie z.B. Agenten und Blogger*innen verschieben professionelle Leitbilder und ihre Rollen. Über Leserschwund und mangelnde Wertschätzung für ‚das gute Buch’ wird ohnehin in regelmäßigen Abständen geklagt. In dieser Lage wollen wir kulturkritische und technik-euphorische Diagnosen hinterfragen und zu genaueren Analysen beitragen. Dazu müssen Vertreter*innen unterschiedlicher Fächer zusammenkommen: Das gegenwärtige Leseverhalten und seine Geschichte kann z.B. nur präzise beschrieben werden, wenn es gelänge, kognitionspsychologische, philologische, kultursoziologische und kulturökonomische Expertisen zusammen zu führen. Ein besonderes Augenmerk wird auf der Aufgabe liegen, literarische Texte nicht allein als „black box“ in größeren Handlungs-, Verwertungs- und Distinktionszusammenhängen zu betrachten. Es gilt vielmehr, diese Ausdrucksformen so zu beschreiben, dass sie auch für sozialwissenschaftliche Forschung zu attraktiven Dokumenten, Wissensspeichern und Sinnzusammenhängen werden. Gleichzeitig ist danach zu fragen, wie in den Sozialwissenschaften und insbesondere in der Soziologie literarische Quellen, Motive, Strategien und Traditionen wissenschaftlich genutzt werden bzw. genutzt werden könnten. Ein besonderes Augenmerk unserer Arbeit wird auf der Entwicklung interdisziplinär einsetzbarer Methoden und damit auch auf dem In- und Export literaturwissenschaftlicher Terminologie liegen.

Kontakt:
Prof. Dr. Julika Griem

Aktuelles

HERA Project „Governing the Narcotic City“ Closes at the End of 2022

HERA Project „Governing the Narcotic City“ Closes at the End of 2022

Governing the Narcotic City, a three-year research project hosted by KWI and funded as part of the HERA Joint Research Programme, drew to a close at the end of 2022. Making up for pandemic separation, the final months of the project were marked by international gatherings, with workshops in March and September in Berlin and […]

Neuste Publikationen aus dem KWI | Latest Publications

Neuste Publikationen aus dem KWI | Latest Publications

Auch kurz vor Jahresende sind noch Publikationen von KWI-Mitgliedern erschienen: Die aktuelle Ausgabe der Open-Access Zeitschrift sub/urban für „kritische Stadtforschung“ beschäftigt sich unter dem Titel „Die intime Stadt“ mit „Kulturen der queeren Verbindung“ entgegen der allgemein diagnostizierten Anonymität des urbanen Lebens. Teil der Redaktion ist auch KWI-Fellow Stefan Höhne. In Zukunft wird das Projekt darüber […]

Narcotic City Event Series in N.Y. City

Narcotic City Event Series in N.Y. City

Starting on 11 October, the Narcotic City Event Series at 1014 will explore the discourses, imaginaries, practices, and consequences of public drug use from the 1970s until the present with a focus on American and European cities. Across three evening roundtables, the series will address how cultures of drug consumption are interwoven into public spaces, […]

Journal of Literary Theory: Neues Themenheft „Artistic Collaborations: The Practice and Aesthetics of Working Together“ erschienen

Journal of Literary Theory: Neues Themenheft „Artistic Collaborations: The Practice and Aesthetics of Working Together“ erschienen

Nach einer Workshop-Reihe unter dem Titel „Kooperation, Kollaboration, Ko-Kreation“ im Oktober 2020 und im Mai 2021 am KWI ist nun das neue Themenheft „Artistic Collaborations: The Practice and Aesthetics of Working Together“ des Journal of Literary Theory erschienen. Herausgegeben wird das Heft von Ines Barner (ETH Zürich, zuvor KWI) Anja Schürmann (KWI) und Thyssen@KWI Fellow Kathrin Yacavone. […]

Opening of „Narcotic City Archive“

Opening of „Narcotic City Archive“

Last week the HERA project „Governing the Narcotic City“ celebrated the opening of its Narcotic City Archive in the Aquarium in Berlin-Kreuzberg. Activists and scholars from across Europe were invited to share their stories and findings: From self-organised drug-checking in Amsterdam, London and Lisbon to solidarity in the Zurich heroin scene of the late 1980s, […]