Bücher der Forschergruppe Visuelle Soziologie

Michael R. Müller/Hans-Georg Soeffner (Hrsg.): Das Bild als soziologisches Problem. Herausforderungen einer Theorie visueller Sozialkommunikation, Weinheim 2018/Beltz Juventa.

Dass Bilder zu einem Alltagsgegenstand geworden sind und gesellschaftlich weithin routiniert als Mittel sozialer Alltagskommunikation Verwendung werden, mag eine zunächst triviale Feststellung sein. Weit weniger trivial ist indes die Frage, in welcher Art und Weise Bilder in die Wechselwirkungen zwischen Individuen eingreifen und welche Austausch-, Beziehungs- und Wissensformen so möglich werden. Die Autorinnen und Autoren des Bandes untersuchen Bilder dementsprechend als ein genuin „soziologisches Problem“ (Georg Simmel). Sie diskutieren die Fundierung visueller Kommunikation in sozialen Urgrammatiken und kulturellem Regelwissen. Sie arbeiten die Bedeutung von Bildern für das Denken, Kommunizieren und Überzeugen heraus. Sie fragen nach der Genese global zur Verfügung stehender Bildsprachen und Wissensformen. Und sie verweisen auf die sozialen, moralischen und ästhetischen Freiräume, die die mediale Kommunikation mit (noch) unbestimmten Folgen für die Ordnung und das Selbstverständnis moderner Gesellschaften gewähren.

Mit Beiträgen von Jeanette Böhme und Tim Böder, Aida Bosch, Roswitha Breckner, Felix Keller, Angela Keppler, Hubert Knoblauch und Mathias Blanc, Michael R. Müller, Aglaja Przyborski, Jürgen Raab, Jo Reichertz, Bernt Schnettler und Stefan Bauernschmidt, Anne Sonnenmoser, Hans-Georg Soeffner.


Roswitha Breckner/Jürgen Raab (Hrsg.): Materiale Visuelle Soziologie. ZQF – Zeitschrift für Qualitative Forschung, Schwerpunktausgabe 1+2/2016

Die Visuelle Soziologie lässt sich kaum mehr darauf reduzieren, nur ein eng gefasster, modisch-transitiver, spezialthematischer Ausschnitt an der Peripherie der Sozialwissenschaften zu sein, oder bestenfalls eine Teildisziplin innerhalb der Allgemeinen Soziologie. Vielmehr hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass für das (Selbst-)Verständnis sich modernisierender Gesellschaften – neben dem sprach-, schrift- und textbasierten kommunikativen Handeln – den visuellen Konstitutions- und Konstruktionsprozessen von gesellschaftlichem Wissen und von sozio-historischen Wirklichkeiten in ihrer ganzen Breite und Tiefe nachzugehen ist. Die Beiträge des Schwerpunktheftes zeigen auf, dass und vor allem wie Fokussierungen oder Blickwechsel auf bildliche Phänomene und bildmediale Wirklichkeitskonstruktionen andere methodische Zugänge einfordern, über die sich neue Einsichten zu virulenten gesellschaftlichen, kulturellen und historischen Themen und Problemen eröffnen.

Mit Beiträgen von Stefan Bauernschmidt, Nina Degele, Diana Cichecki, Sebastian W. Hoggenmüller, Nicole Kirchhoff, Michaela Kramer, Kevin Kunz, Maria Pohn-Lauggas, Sebastian Schönemann


Roswitha Breckner/Andreas Pribersky (Hrsg.): Bildhandeln und Visuelle Politik. ÖZS  – Österreichische Zeitschrift für Soziologie 41/2, 2016

Für die Wahrnehmung von Politik und Gesellschaft spielt ihre visuelle Darstellung eine zentrale Rolle. Die Rekonstruktion visueller Strategien in verschiedenen Bereichen des politischen und sozialen Bildhandelns ist das Thema der Beiträge zu dieser Ausgabe. Die Artikel beziehen sich auf unterschiedliche Theorien und Konzepte zur Konstitution sozialer, religiöser und politischer Kommunitäten, zu Bildern als Teil von Weltbildern sowie zu neuen Formen und Technologien der Bildproduktion, -rezeption und -zirkulation. Mit einem gemeinsamen Fokus auf visuelle Strategien etwa in Protestaktionen, in verschiedenen Kampagnen und in der massenmedialen Verwendung von Bildmaterial, bieten sie einen Einblick in die laufende Forschung aufstrebender WissenschaftlerInnen und die jüngsten Entwicklungen auf diesem Gebiet.

Mit Beiträgen von Marija Stanisavljevic, Petra Bernhardt, Johannes Marent, Heike Kanter, Elsa Gimenez/Natalie Schwarz


Michael R. Müller/Jürgen Raab/Hans-Georg Soeffner (Hrsg.): Grenzen der Bildinterpretation, Wiesbaden 2014/Springer VS.

Für die visuelle Kommunikation und für das bildmedial vermittelte Wissen gilt wie für jegliche menschliche Kommunikation und wie für jedes historisch-gesellschaftliche Wissen: Wer kommuniziert und Wissen hervorbringt, weitergibt und deutet, trifft auf die Dialektik von Wissen und Nichtwissen, von Eindeutigkeit und Mehrdeutigkeit, von Evidenz und Täuschung. Die Beiträge des Bandes erörtern diese komplexen Ambivalenzen des Wissens. Sie stellen sich den spezifischen Herausforderungen der Analyse ikonischer Kommunikation und ikonischen Wissens und sondieren in theologischer, kunsthistorischer, medienwissenschaftlicher und wissenssoziologischer Perspektive die methodologischen Probleme und methodischen Grenzen der Bildinterpretation.

Mit Beiträgen von Gottfried Boehm, Roswitha Breckner, Harald Dern, Felix Keller, Angela Keppler, Wolfgang W. Müller, Michael R. Müller, Jürgen Raab, Gunnar Schmidt, Hans-Georg Soeffner, Bernd Stiegler.


Hubert Knoblauch, Bernt Schnettler, Jürgen Raab and Hans-Georg Soeffner (Eds.): Video Analysis: Methodology and Methods. Qualitative Audiovisual Data Analysis in Sociology, Frankfurt am Main u.a. 2012 (3. Auflage)/Peter Lang

In the last few years we have witnessed the widespread proliferation of video camcorders as a powerful and sophisticated instrument for data collection. Video is increasingly used in broad areas of research throughout the social sciences. It allows for a rich recording of social processes and provides a completely new kind of data. Used as a «microscope of interaction», this «video revolution» is expected to exert profound impact on research practice. But despite its popularity as an instrument, the methodological discussion of video is still underdeveloped. This book gathers a selection of outstanding European researchers in the field of qualitative interpretive video analysis. The contributions discuss the crucial features of video data and present different approaches how to handle, interpret, analyse and present video data collected in a wide range of «real world» social fields. The book thereby aims at providing an overview on contemporary interpretive and qualitative approaches to video analysis.


Roswitha Breckner: Sozialtheorie des Bildes. Zur interpretativen Analyse von Bildern und Fotografien, Bielefeld 2010: transcript

In dieser Arbeit geht es darum, auf symboltheoretischer und bildwissenschaftlicher Grundlage ein Verfahren zur interpretativen Analyse von Bildern und Fotografien aus soziologischer Perspektive zu entwickeln und zu begründen. An exemplarischen Bildinterpretationen wird die konkrete Anwendung eines als Segmentanalyse angelegten Interpretationszugangs gezeigt. Die exemplarisch zu analysierenden Bilder wurden aus gesellschaftlichen Feldern ausgewählt, in denen bildliche Phänomene eine wesentliche Rolle spielen. Die allgemeine Frage, die im Laufe dieser Arbeit an fixierte Bilder verschiedener Art, vor allem an Fotografien verschiedener Gattungen und Genres, gerichtet wird, lautet: Wie zeigt sich etwas in einem Bild, einem Foto, einer Bild- oder Fotosammlung, und wie kann ein Zugang zu den in der Regel vielfältigen Bedeutungsbezügen und Sinnzusammenhängen gewonnen werden?


 

Raab, Jürgen: Visuelle Wissenssoziologie. Theoretische Konzeption und materiale Analysen, Konstanz 2008: UVK

Angesichts der Medialisierung moderner Gesellschaften ist die Frage nach den Rückwirkungen der  Bilder und ihrer Medien auf das menschlichen Darstellen, Deuten und Wissen aktueller denn je. Die visuelle Soziologie erlebt derzeit eine Renaissance, ist aber sowohl in ihrer theoretischen Fundierung als auch im Hinblick auf ihre Methodologie und methodisch-analytische Absicherung noch defizitär, zumal sie die Film- und Videoanalyse beinahe ausblendet. Jürgen Raab legt eine visuelle Wissenssoziologie als anthropologisch und phänomenologisch begründete Kommunikations- und Medienwissenschaft vor. Die Basis seiner theoretischen Konzeption bilden semi-professionelle Film- und Videoproduktionen. Drei vergleichende Fallanalysen veranschaulichen das zentrale analytische Verfahren der sozialwissenschaftlichen Bildhermeneutik und überprüfen es auf seine empirische Tragfähigkeit. Darüber hinaus offenbaren die verstehenden Rekonstruktionen gesellschaftlicher Wahrnehmungs- und Darstellungsformen von Wirklichkeit, dass die technischen Artefakte und ihre komplexen audiovisuellen Konstruktionen die außermediale »Wirklichkeit« und die Sozialität nicht etwa zum Verschwinden bringen. Sie bilden  vielmehr neue, medial fundierte Formen der Vergesellschaftung in Form von »Sehgemeinschaften« heraus.