David Abrahams Studie The Collapse of the Weimar Republic spaltete die Geschichtswissenschaft auf beiden Seiten des Atlantiks in verfeindete Lager: In der ab 1983 eskalierenden Auseinandersetzung erhoben die Kritiker Fälschungsvorwürfe und glaubten fachliche Standards schützen zu müssen. Die Verteidiger sahen darin nur einen Vorwand für politisch grundiertes Misstrauen gegenüber theorieorientiertem Arbeiten und zogen Parallelen zur McCarthy-Ära.
Tatsächlich entzündete sich die Abraham Affair an elementaren Fragen: Wie ist der Untergang der Republik von Weimar zu erklären, und welche Sicht auf den Nationalsozialismus folgt daraus? Welchen Wahrheitsanspruch behaupten historische Aussagen? In welchem Verhältnis stehen Theoriebildung und empirische Arbeit an den Quellen? Wie verhalten sich wissenschaftlicher Objektivitätsanspruch und subjektive Betroffenheit von Historikerinnen und Historikern zueinander? Und schließlich: Welche Regeln und Grenzen erfordert legitimer wissenschaftlicher Streit?