Wissenschaftstracking: Am Gläsernen Schreibtisch

„Stop Tracking Science“ – Dieser Ruf lässt sich aus der Wissenschaftscommunity immer häufiger und deutlicher vernehmen. Aus diesem Grund lud Stefan Höhne, wissenschaftlicher Mitarbeiter am KWI, am 3. Juli 2023 drei Expert*innen ans KWI, um im Rahmen einer Podiumsdiskussion über Wissenschaftstracker, Profiler und Datenhändler zu debattieren. „Wir sind in eine Lebendfalle für Wissenschaftler gefallen“, konstatierte Podiumsteilnehmerin Petra Gehring (TU Darmstadt) direkt zu Beginn. Gehring und ihre Kolleg*innen Ute Volkmann (Uni Bremen) und Alexander Friedrich (ZfL Berlin) sehen die Qualität der Forschung durch das groß angelegte Sammeln von Daten durch die Forschungsverlage gefährdet. Forschungsthemen und Forschungsförderungen würden mehr und mehr durch ökonomische Interessen bestimmt, je nachdem welche Themen bei den Verlagen gerade „en vogue“ seien und sich gut vermarkten ließen. Gehring fürchtet als Konsequenz „innovationsarme Mainstreamforschung“ und sprach sich im Kampf gegen das Tracking für eine Guerilla-Taktik der „Irritation von unten“ aus. Diskussionspartner Alexander Friedrich hingegen plädierte an die einzuhaltende Fürsorgepflicht der Forschungseinrichtungen selbst, um das entstandene Machtgefälle aufzuweichen und Tracking im besten Falle zu unterbinden.

Aus der lebhaften Diskussion mit dem Publikum vor Ort und an den Rechnern daheim (via Zoom) ließ sich erahnen, wie stark die Betroffenheit in der Science Community bei diesem Thema ist. Dystopische Szenarien waren nicht fern, eine Schlussfrage brachte das Dilemma noch einmal auf den Punkt: „Was tun wir, um zu forschen und was, um die Maschine zu füttern?“

Die Veranstaltung war eine Kooperation des KWI mit dem Jahrbuch Technikphilosophie.