Ein Globus scheint das perfekte Modell der Erde und damit des großen Ganzen zu sein. Skalierungen sind nahezu beliebig möglich, als begehbarer Riesenglobus oder als Taschenglobus in Miniaturformat. Damit ist noch nichts über die Maßstäbe der Segmente oder Karten gesagt, die in der Regel klein sind und sich im zweistelligen Millionenbereich bewegen. Für detaillierte Informationen werden Karten mit größeren Maßstäben benötigt, die in einem Atlas oder als Blätter einer Weltkarte zusammengefasst werden.
Im Vortrag sollen ausgehend von der Internationalen Weltkarte (IWK) die verschiedenen Modelle, ihre historische Entwicklung und ihre Funktionalität beleuchtet und nach Konstellationen, Prozessen der Modellierung und Wirkungsketten gefragt werden.
Infos zur Reihe “Das große Ganze”
Die Vorträge des WiSe 19/20 schließen eine Trilogie ab, in der nach „Kleinen Gefühlen“ und dem „Mittelmaß“ nun „Das große Ganze“ thematisiert werden soll. Ausgangspunkt für alle Beiträge ist die Frage nach Zusammenhängen von Quantität und Qualität, Bemessung und Bewertung, Konstellation und Interpretation. Uns interessiert, wie bereits Akte der Skalierung epistemische Voraussetzungen und normative Prämissen ins Spiel bringen: Ob wir etwas als klein, groß oder von mittlerer Größe präsentieren, bestimmt mit, was wir von dieser Sache wissen können und wollen.
Im dritten Teil der Trilogie vollziehen wir zudem einen singularisierenden Schritt. In allen Vorträgen standen bereits Aspekte der Relationierung zur Diskussion, doch nun soll es um spezifische Anordnungen gehen: Uns interessieren Figurationen des Ganzen, die in einer Phase der Priorisierung von Fragmentierung, Heterogenität und Differenz theoretisch und darstellungstechnisch in den Hintergrund geraten sind. Mittlerweile haben sich allerdings in Form einer Konjunktur von Welt-Komposita Konzepte und Ansätze etabliert, die das Ganze z.B. der Weltgeschichte, Weltgesellschaft oder Weltliteratur wieder in den Vordergrund rücken. Versucht man in der Beschreibung solcher Großzusammenhänge simplifizierende Gestaltbildungen zu vermeiden, scheint es darauf anzukommen, Totalität ohne vorschnelle Schließungen und Harmonisierungen zu beschreiben. Solche Ausgriffe auf ein Ganzes wünschen wir uns, natürlich nicht ohne ein Nachdenken über die Kehrseiten von Konstruktionen von Ganzheit und ihrer Implikationen von Gesamtheit, Vollständigkeit oder Repräsentativität.
Weitere Termine in der Reihe
- Der Termin am 11.02.2020 fällt leider aus!