Bluesky butterfly logo LinkedIn logo ;

13.01.

Di / 20:00

Heroismus auf Russisch

Ein Abend in der CineScience-Reihe "Gefährliche Schönheit"

Irina Gradinari, FernUniversität Hagen

Filmstudio Glückauf, Rüttenscheider Str. 2, 45128 Essen

In der UdSSR gewann der Zweite Weltkrieg (rus. der Große Vaterländische Krieg) durch den Kriegsfilm eine besondere politische Brisanz. Denn dieses Genre legitimierte die sowjetische Ordnung als eine geschichtlich folgerichtige, progressive Staatsform, die im Kampf gegen den Faschismus eine historische Bewährungsprobe bestanden habe. In diesem Zusammenhang erhielt der Kriegsfilm einen konsolidierenden und identitätsstiftenden Charakter für sowjetische Bürger – diese Ideologie prägt bis heute russische Selbstbilder. Im Vortrag liegt der Fokus auf der Evolution des sowjetischen Heroismus als filmischem Motiv, das nach drei Jahren des Ukraine-Krieges die Massen für die Idee eines spezifischen Russischseins und gegen „den“ Westen mobilisieren soll.

Irina Gradinari ist Juniorprofessorin für literatur- und medienwissenschaftliche Genderforschung an der FernUniversität in Hagen. Geforscht hat sie unter anderem zu feministischen Blicktheorien, Intersektionalität, Populärkultur und Erinnerungskulturen. In ihrer Promotion befasste sie sich mit mörderischen Geschlechterfantasien in der deutschsprachigen Gegenwartsprosa („Genre, Gender und Lustmord“), und aus ihrer Habilitation entstand die zweibändige „Kinematografie der Erinnerung“.

Über die CineScience-Reihe “Gefährliche Schönheit”

Kaum ein Medium versteht es so wirkungsvoll, Macht zu inszenieren, Pathos zu erzeugen und Ideologie in verführerische Bilder zu kleiden wie der Film. Ob kathartische Schlachten, heroisch überhöhte Figuren oder dystopische Weltentwürfe – die Leinwand ist voller Szenen, die ästhetisch überwältigen und das Publikum in ihren Bann ziehen können. Oft ist es gerade ihre „Schönheit“, die die Wucht der Botschaft in den Hintergrund rückt oder sogar vergessen lässt; als „faszinierend“ charakterisierte etwa Susan Sontag die Bildsprache, in die Leni Riefenstahl den Faschismus kleidete. Unter dem Titel „Gefährliche Schönheit“ widmet sich CineScience im Wintersemester 2025/26 dieser sinistren Vereinnahmungskunst. Gezeigt werden Filme, die politische Mythen produzieren, Monumente errichten und in stilisierten Dystopien autoritäres Denken spiegeln, aber auch solche, die subtilere Formen der Propaganda betreiben. Das Spektrum reicht von vermeintlich harmloser Unterhaltung über (post-)sowjetische Kriegsverherrlichung bis hin zu martialischen Blockbuster-Filmen.