Bluesky butterfly logo LinkedIn logo ;

03.02.

Di / 20:00

Schöne neue Welten

Ein Abend in der CineScience-Reihe "Gefährliche Schönheit"

Simon Spiegel, Universität Zürich

Filmstudio Glückauf, Rüttenscheider Str. 2, 45128 Essen

Wenn das Kino einen Blick in Zukunft wirft, ist das Ergebnis selten erfreulich. Das ist auch nicht weniger erstaunlich, denn Harmonie gibt erzählerisch wenig her. Entsprechend neigt das populäre Medium Film seit jeher zu dystopischen Entwürfen. Dies gilt selbst für einen Film wie die britische Produktion Things to Come (1936), die zwar von utopischen Ideen angetrieben war, deren totalitäre Tendenzen heute aber wenig einladend wirken. Und es gilt erst recht für Peter Watkinsʼ Punishment Park (1971), dessen zu Zeiten des Vietnamkriegs entstandene Schreckensvision eines US-Terror-Regimes heute schmerzhaft zeitgenössisch erscheint. Gewissermaßen die Umdrehung können wir dagegen in Starship Troopers (1997) beobachten, der die faschistoiden Tendenzen seiner literarischen Vorlage satirisch zuspitzt und überhöht.

PD Dr. Simon Spiegel ist Senior Researcher am Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich,  war dort Scientific Research Manager im Forschungsprojekt ERC Advanced Grant FilmColors und Privatdozent an der Universität Bayreuth. 2019 ist seine Habilitationsschrift Bilder einer besseren Welt. Die Utopie im nichtfiktionalen Film bei Schüren erschienen. Er ist Chefredakteur der Zeitschrift für Fantastikforschung und schreibt für zahlreiche Publikationen über Film und verwandte Themen. Er veröffentlicht regelmässig auf simifilm.ch und utopia2016.ch. Ausgewählte Publikationen: Utopia and Reality. Documentary, Activism and Imagined Worlds (Mitherausgeber, University of Wales Press 2020); Theoretisch phantastisch. Eine Einführung in Tzvetan Todorovs Theorie der phantastischen Literatur (p.machinery 2010); Die Konstitution des Wunderbaren. Zu einer Poetik des Science-Fiction-Films (Schüren 2007).

Über die CineScience-Reihe „Gefährliche Schönheit“

Kaum ein Medium versteht es so wirkungsvoll, Macht zu inszenieren, Pathos zu erzeugen und Ideologie in verführerische Bilder zu kleiden wie der Film. Ob kathartische Schlachten, heroisch überhöhte Figuren oder dystopische Weltentwürfe – die Leinwand ist voller Szenen, die ästhetisch überwältigen und das Publikum in ihren Bann ziehen können. Oft ist es gerade ihre „Schönheit“, die die Wucht der Botschaft in den Hintergrund rückt oder sogar vergessen lässt; als „faszinierend“ charakterisierte etwa Susan Sontag die Bildsprache, in die Leni Riefenstahl den Faschismus kleidete. Unter dem Titel „Gefährliche Schönheit“ widmet sich CineScience im Wintersemester 2025/26 dieser sinistren Vereinnahmungskunst. Gezeigt werden Filme, die politische Mythen produzieren, Monumente errichten und in stilisierten Dystopien autoritäres Denken spiegeln, aber auch solche, die subtilere Formen der Propaganda betreiben. Das Spektrum reicht von vermeintlich harmloser Unterhaltung über (post-)sowjetische Kriegsverherrlichung bis hin zu martialischen Blockbuster-Filmen.