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Theresa Heyd und Heide Volkening über den Konsum von Cringe

Am 6. Mai 2025 boten die Linguistin Theresa Heyd (Universität Heidelberg) und die Literaturwissenschaftlerin Heide Volkening (Universität Greifswald) im Rahmen des KWI-Jahresthemas „Guilty Pleasures“ Einblicke in ihr Forschungsprojekt „Cringe.  Ästhetik und diskursive Praxis der Schamlust“. Unter dem Titel „Cringe konsumieren. Weiblicher Exzess und Geschmacksgemeinschaften“ gingen sie dem zwischen Lust und Scham oszillierenden Affekt namens Cringe in zwei Vorträgen und im Gespräch mit Roxanne Phillips (KWI) nach.

Soziolinguistisch perspektiviert, beleuchtete Theresa Heyd mediale Inszenierungen rund um den hochkommerzialisierten Stanley-Cup-Hype der vergangenen Jahre, der über weiblich kodierte Praktiken nicht nur entsprechende Fangemeinschaften hervorbrachte, sondern auch parodistische Videos über Momfluencerinnen-Fankultur, die Cringe als Affekt in Gang setzen. Heide Volkening skizzierte in ihrem Vortrag die ästhetischen Kontinuitäten und Brüche sowie die Verhandlung von Inneneinrichtung und Kunst als Phänomene sozialer Distinktion zwischen Gustave Flauberts Madame Bovary und All Fours, einem autofiktionalen, affektiv intensiven und mit Bezug auf Sex schamlos expliziten Roman von Miranda July, der 2024 für Enthusiasmus und zahlreiche weibliche Fans sorgte, dem aber zugleich bescheinigt wurde, er wirke an vielen Stellen ‚cringy‘. Beide Beispiele – Stanley Cups und All Fours – nutzen Praktiken und Darstellungen eines Geltungskonsums, deren geschlechtlich kodierte Ästhetiken sich mit Klassendimensionen verbinden und ambivalente Affekte provozieren.

Eine Aufzeichnung des Abends mit Theresa Heyd und Heide Volkening kann auf dem Youtube-Kanal des KWI eingesehen werden.

rph