Eine Veranstaltung im Rahmen des Jahresthemas „Mehr oder Weniger“.
Wer in einem Sachbuch von sich selbst spricht, wurde in Deutschland lange skeptisch beäugt: Die Vermittlung wissenschaftlichen Wissens habe sich fernzuhalten von persönlichen Befindlichkeiten. Auf dem internationalen Sachbuchmarkt bewähren sich aber längst Darstellungsweisen, die vor subjektiven Faktoren nicht zurückschrecken – Nähe und Distanz müssen sich offenbar nicht ausschließen. Dies gilt auch für die gegenwärtig boomenden Herkunftsgeschichten, mit denen Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen die Möglichkeit entdeckt haben, ihr Fachwissen autobiographisch zu veranschaulichen.
Mit dem Historiker Ewald Frie und dem Soziologen Steffen Mau sind am 15. November am KWI in Essen zwei Wissenschaftler zu Gast, die sich Ich-Erzählungen getraut haben und damit auf viel Resonanz gestoßen sind: Fries Ein Hof und elf Geschwister wurde mit dem Sachbuchpreis 2023 ausgezeichnet; mit Lütten Klein (2019) hat Mau den Communicator-Preis der DFG gewonnen. Im Gespräch mit der KWI-Direktorin Julika Griem wird diskutiert, wie persönliche Zugänge die Vermittlung von Fachwissen bereichern und wie Geistes- und Sozialwissenschaften auf dem Sachbuchmarkt und in der Wissenschaftskommunikation positioniert werden können. Dabei wird der Blick nicht nur zurück gerichtet, denn beide Autoren haben auf ihre Bücher viele Zuschriften bekommen, aus denen sich neues Forschungsmaterial gewinnen lässt.