Wie die Materialität von Körper-, Medien- und Kulturtechniken dazu beiträgt, komische Ereignisse hervorzubringen, stand im Fokus der Tagung „Materiality Matters: Figurations of Comic Bodies and Things”, die vom 13. bis 15. November 2025 am KWI und via Zoom stattfand. Organisiert von Sarah Tober, Marilisa Reisert, Hendrik Quast, Roxanne Phillips, Karin Peters und Gregor Lilienfein untersuchten die Beitragenden insbesondere, wie Prozesse der (De)Figuration komische Körper und Dinge gestalten. Vorträge beschäftigten sich unter anderem mit unablässigem Hupen, komödiantischen Masken, Cringe um den Esstisch, Übersetzungspraktiken des Komischen, dem Puppenspiel, redegewandten Eseln, stolpernder Metrik und symbolisch zugerichteten Körperteilen. Begleitet wurde die Tagung von der Performance SUBJOYRIDE von Boglárka Börcsök und Andreas Bolm in PACT Zollverein.
Am 13. November 2025 betrachtete Oliver Double in seiner Keynote den vielfältigen Einsatz des Körpers in der Stand-Up Comedy. Moderiert wurde der Abend von David Roesner. Unter dem Titel „Lenny Bruce’s Tattoo” stellte Double die Annahme, dass Stand-Up eine primär verbale Kunst darstelle, auf den Prüfstand. Seine ebenso umfassende wie amüsante Keynote zeigte stattdessen auf, wie Darsteller*innen den eigenen Körper nutzen, um ihre Bühnenfiguren zu konturieren und Beziehungen zum Publikum aufzubauen. Für Stand-Up als Performancekunst sei die Materialität des Körpers ausschlaggebend: Sie erlaube Komödiant*innen komplexe Sachverhalte wie körperliche Differenz, Disability, Krankheit und Stereotypisierung auch in ihrer gesellschaftspolitischen Brisanz zu adressieren. Eine Aufzeichnung der Keynote kann auf dem Youtube-Kanal des KWI eingesehen werden.
Zusammen bildeten die Keynote und Tagung eine von mehreren Veranstaltungen des Netzwerks „Comic Literacies – Kulturtechniken des Komischen“. Die seit Ende 2023 bestehende Gruppe untersucht implizite wie explizite Wissensformationen, deren Kenntnis erlaubt, komische Ereignisse zu produzieren oder rezeptionsseitig anzuerkennen. Dabei nimmt sie Wechselwirkungen zwischen Kulturtechniken, die das Komische speisen, und dem Komischen selbst als einer facettenreichen Kulturtechnik in den Blick.
Neben dem gelungenen Abschluss des ersten Jahresthemas ‚Materialitäten‘ gab es auf der Tagung einen weiteren Grund zur Freude: Ab 2026 wird „Comic Literacies – Kulturtechniken des Komischen“ als ein von der DFG gefördertes wissenschaftliches Netzwerk weitergeführt. Koordiniert wird das Projekt von Roxanne Phillips.
Text: rph