Bluesky butterfly logo LinkedIn logo ;

Tagungsrückblick „Live-in-Versorgung: Zukunfts- oder Auslaufmodell?“

Am 27. und 28. November 2025 fand am KWI die zweitägige Arbeitstagung „Live-in-Versorgung: Zukunfts- oder Auslaufmodell?“ im Rahmen des Forschungsprojekts “Osteuropäische Live-in Hilfen in häuslichen Versorgungstriaden bei Demenz” statt. Ziel der Veranstaltung war es, Forschungsergebnisse vorzustellen, unterschiedliche Perspektiven zusammenzubringen und gemeinsam zentrale Herausforderungen sowie mögliche Zukunftsszenarien der häuslichen Live-in-Versorgung zu diskutieren. Forschende, Vertreter:innen aus Praxis, Beratung, Verbänden und Angehörige kamen zusammen, um sich über die komplexen Dynamiken dieser Versorgungsform auszutauschen.

Nach einer Einführung in das Forschungsprojekt und dessen multiperspektivischen Untersuchungsansatz startete das Programm mit drei thematischen Panels. Im Panel 1 standen Kommunikationsmacht und kommunikative Aushandlungsprozesse im Mittelpunkt. Diskutiert wurde, wie sich das kommunikative Gefüge zwischen Familien, Live-in-Hilfen und Agenturen verändert und welche Auswirkungen diese Dynamiken auf Entscheidungsprozesse und das Versorgungsgeschehen haben. Panel 2 widmete sich den Aushandlungsprozessen in Live-in-Arrangements und den Vorstellungen guter Versorgung. Es wurde darüber gesprochen, wie Verantwortung innerhalb von Familien verteilt wird, wie Erwartungen zwischen allen Beteiligten aufeinandertreffen und welche Herausforderungen durch das wechselnde Einsatzmodell entstehen. Im Panel 3 standen ethische Fragen, Sorgebeziehungen und moralische Konflikte im Vordergrund. Thematisiert wurden die prekäre Lage vieler Live-in-Hilfen, die Verschiebung familiärer Rollen sowie Erwartungen und Grenzen im Alltag gemeinsamer Sorge. Ergänzt wurde das Programm durch eine Filmvorführung des Spielfilms „Die Vergesslichkeit der Eichhörnchen“ sowie einem Beitrag zum internationalen Vergleich der Live-in-Versorgung zwischen Deutschland und Israel.

In der Abschlussdiskussion wurden zentrale Erkenntnisse der zwei Tage gebündelt und gemeinsame politische Forderungen beraten. Deutlich wurde, dass die Live-in-Versorgung zwar für viele Familien ein wichtiges Element der häuslichen Langzeitpflege darstellt, jedoch nur dann ein Zukunftsmodell sein kann, wenn die Rahmenbedingungen grundlegend weiterentwickelt werden. Genannt wurden insbesondere ein Ausbau von Beratung und Qualifizierung, verlässliche Regulierungen, klare Verantwortungsstrukturen sowie eine stärkere politische Verantwortung für dieses Versorgungsfeld.

Für das TriaDe-Projektteam bot die Tagung wertvollen Input für die weitere Forschung des Projekts. Die intensiven Diskussionen mit Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis haben neue Perspektiven eröffnet und zur Schärfung der anschließenden Analysen maßgeblich beigetragen.

Text: Nadine Giesbrecht