Das KWI hat seine Themen in der Auseinandersetzung mit den Themen seiner Fellows und Leitungen immer wieder neu ausgerichtet. Zum April 2018 hat die Literaturwissenschaftlerin Julika Griem ihr Amt als neue Direktorin angetreten. Mit dem Wechsel wurde die Forschung in vier neuen Feldern organisiert: Unter dem Stichwort Kulturwissenschaftliche Wissenschaftsforschung soll untersucht werden, welche Rolle Sprache, Symbole, Bilder und Medien für die Selbstbeschreibung und Organisation der Wissenschaft spielen. Im Feld Kultur- und Literatursoziologie fragen wir danach, wie Methoden und Theorien der Philologien und Sozialwissenschaften neu ausgerichtet und kombiniert werden können. Die Sektion Wissenschaftskommunikation widmet sich der Analyse aktueller Vermittlungsprobleme angesichts der Herausforderung einer populistischen Wissenschaftsskepsis. Das Lehr-Labor soll dazu genutzt werden, neue geistes- und kulturwissenschaftliche Formate und Veranstaltungstypen zu entwickeln, die als Prototypen forschungsorientierter Lehre exportiert werden können.
Ins Zentrum der Institutsarbeit ist bereits die Reflexion kulturwissenschaftlicher Forschung selbst gerückt: Was kann es heute heißen, Kulturwissenschaft zwischen disziplinär und interdisziplinär organisierten Wissensformationen zu betreiben? Mit welchen Relevanz-Erwartungen und Sinnstiftungs-Anforderungen ist sie konfrontiert? Wie definiert sie ihre Formen von Kritik und Kommentar; ihre Routinen des Lesens und Schreibens, Demonstrierens und Argumentierens? Unter welchen sozialen und ökonomischen Bedingungen vollzieht sich unsere Arbeit? Wie finden und wählen wir unsere Themen? Welche Systemzwänge, Förderlogiken und ungewollten Effekte beeinflussen unsere kulturwissenschaftliche Forschung? Und kann man diese schließlich so analysieren, dass sie sich gegebenenfalls verändern und verbessern lassen? Mit diesen Fragen nach den praktischen und epistemischen Voraussetzungen, Grundlagen und Folgen unserer Arbeit am KWI markiert das Institutsteam einen wissenschafts- und hochschulpolitischen Schwerpunkt, den es kulturwissenschaftlich zu schärfen gilt. Als Mitglied der Universitäts-Allianz Ruhr (UAR) und ihres vielschichtigen institutionellen Gefüges sehen wir die Möglichkeit, zu offenen Diskussionen unserer Arbeitsverhältnisse und ihrer gesellschaftlichen Dimension einzuladen. Eine besondere Rolle wird dabei die Lage junger Kolleg*innen spielen, für die das KWI als Treffpunkt und Diskursarena bereit steht.
Darüber hinaus haben sich in den letzten Jahren am KWI verschiedene Forschungsbereiche erfolgreich etabliert, die in die neue Institutskonzeption integriert werden und ihre Arbeit unter Julika Griems Leitung fortsetzen. Zu diesen gehören u.a. die Projekte, die unter dem Stichwort Kommunikationskultur zu finden sind sowie weitere Forschungsprojekte unter dem Punkt „Einzelprojekte“.