Bereits mit 900 Euro lässt sich in Deutschland ein 50-seitiger DIN A5 Bildband in guter Papierqualität mit einer Auflage von 500 Exemplaren drucken. Digitale und globale Produktionsmechanismen können aus jedem Fotografen einen Verleger seiner selbst werden lassen. Das Fotobuch ist das einzige Printprodukt weltweit, das riesige Wachstumsmargen verzeichnet, blüht und gedeiht. Diese Form der Selbstermächtigung ist derzeit einzigartig in der Kunstwelt und lässt den Fotografen – und nicht den Kurator oder den Kritiker – wieder zum auteur seines Werkes werden. Doch was geschieht bei der ‚Lektüre‘ des Fotobuchs, wenn das Buch aufgrund seiner formalen Beschaffenheit die Grundlage für eine textartige Wahrnehmungsstruktur bietet? Was macht das Bild im und mit dem Buch und wie sieht eine Umkehr dieser Beziehung aus? Anders als die fotografische Serie oder das Einzelbild ist das Fotobuch als Medium noch nicht eingehender theoretisch befragt worden.
Diese Fragen stelle ich an Richard Billinghams Fotobuch Ray’s a Laugh (Scalo 1996). Als Buch, das in und von seiner eigenen Familie handelt, Schnappschussästhetiken verwendet und stark affektiv aufgeladen ist, traut man ihm auf den ersten Blick wenig Gestaltung zu. Wie so oft trat auch hier in der Rezeption der discourse in den Hintergrund der story, wir erfahren oft mehr über Billinghams familiären Hintergrund als über die ästhetische Relevanz seines Fotobuchs. Das möchte ich mit diesem Vortrag ändern.