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04.11.

Di / 18:00

Die Moral von der Geschicht‘? Über Biopolitik, Bioethik und den Wert des Lebens in Deutschland

Vorträge und Gespräch

Petra Gehring, Dagmar Herzog, Jonas Schmidt

Online (ZOOM) & Gartensaal, Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Goethestraße 31, 45128 Essen

Bioethik und Biopolitik sind wichtige Themen der Zeitgeschichte. Sie verweisen darauf, wie in öffentlicher Debatte, Wissenschaft und Politik über das menschliche Leben diskutiert und entschieden wurde. Welche Bedingungen, Ereignisse und Akteure spielten dabei eine Rolle? Wie lässt sich die Geschichte von Bioethik und Biopolitik in Deutschland seit 1970 zwischen Rückbezügen auf die eugenisch motivierten Medizinverbrechen während der Nazi-Herrschaft und steter gesellschaftlicher Neuerung verstehen?

 

Die Philosophin Petra Gehring und die Historikerin Dagmar Herzog werden sich am KWI in Vorträgen und in der Diskussion mit dem Publikum diesen und anderen Fragen auf der Grundlage ihrer neueren Forschungen widmen. Mit Biegsame Expertise. Geschichte der Bioethik in Deutschland (2025) hat Petra Gehring jüngst eine umfangreiche Studie zur interdisziplinären Entstehung einer neuen Form der angewandten Ethik vorgelegt, die angesichts biotechnologischer Entwicklungen im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts „alltagsprägende“ politische Wirkung entfaltete. Dagmar Herzog unternimmt in Eugenische Phantasmen. Eine deutsche Geschichte (2024) den Versuch, eine Ideengeschichte geistiger Behinderung in Deutschland seit dem späten 19. Jahrhundert zu schreiben. Sie führt die historischen Wechselbeziehungen zwischen Konzepten aus Medizin, Pädagogik und christlicher Wohlfahrt vor Augen, die den Massenmord an geistig behinderten Menschen wenn nicht mit ermöglichten, so doch nicht verhindern konnten. Die Nachgeschichte dieses Verbrechens und des eugenischen Denkens führt über die Bemühungen um Integration seit den 1970er Jahren bis in die Gegenwart.