Der Vortrag steht im Kontext eines Forschungsprojekts zur Literaturgeschichte der Staatenlosigkeit, das zunächst im 18. Jahrhundert und beim Begriff des Asyls ansetzt. Um diesen Einsatzpunkt wird es im Vortrag gehen. Die leitende Vermutung ist, dass Asylverhältnisse zugleich Schauplätze eines politischen Imaginären sind, an denen sich die Widersprüche der Nationalstaatenbildung entzünden und zugleich literarisch produktiv gemacht werden. Zum einen soll ein Stück weit das überaus heterogene Problem- und Begriffsfeld ‚Asyl‘ skizziert werden, das im 18. Jahrhundert von Kirchenasyl und Gastrecht über völkerrechtliches und politisches Asyl bis hin zu kulturellen und literarischen Konstruktionen von Asyl(geschichten) reicht. Vor allem aber geht es um dessen literarische Dimension: Wie übertragen literarische Texte – etwa Goethes Hermann und Dorothea (1797) und Kleists Die Verlobung in St. Domingo (1811) – Asylverhältnisse in ihre Handlungs- und Erzählstruktur? Wie inszenieren oder destruieren sie die damit verbundenen Rechtsfiguren, und welche Kommentierung der zeitgenössischen Aktualität ist damit verbunden?
ÜBER DAS KWI-KOLLOQUIUM
Als Forum des wissenschaftlichen Austauschs bietet das KWI-Kolloquium die Möglichkeit, aktuelle Forschungsvorhaben und –ergebnisse vorzutragen und zur Diskussion zu stellen. Nicht nur laufende Forschungsprojekte innerhalb des Kulturwissenschaftlichen Instituts sondern auch Gastvorträge können hier gemeinsam mit dem Institutskollegium und interessierten Teilnehmer*innen diskutiert werden.
Internes Kolloquium, offen für Interessierte der Universitätsallianz Ruhr (UA Ruhr).