Mit Vorliebe erzählt die extreme Rechte Geschichten: Vom „Untergang des Abendlands“ und der „jüdischen Weltverschwörung“ bis zum „Großen Austausch“ oder einer Virenverbreitung über das Mobilfunknetz. Krisennarrative, Halbwahrheiten und Verschwörungstheorien stehen im Zentrum dieser Geschichten. Dieser Beobachtung nähern sich die Literaturwissenschaftlerin Lea Liese (Mediologie der Anekdote, 2023) und der Soziologe Felix Schilk (Die Erzählgemeinschaft der Neuen Rechten, 2024) in der Veranstaltung „Lust am Untergang“ mit erzähltheoretischem Besteck.
Beide fragen danach, warum gerade Erzählungen von Krisen und Erzählformen wie die Anekdote so wirksame Mittel rechter Politik sind. Dabei zeigt sich, dass die narrativen Strukturen eine Brücke ins Feld der politischen Emotionen schlagen: Sie schüren Ängste, erzeugen Lust, schaffen Zugehörigkeit, zementieren Grenzen und legen so Einordnungen nah, noch bevor ein Argument formuliert ist. In der Veranstaltung diskutieren Liese und Schilk mit Morten Paul deshalb darüber, welche Funktion das Erzählen in der Politik erfüllt, nach welchen Mechanismen politische Erzählungen funktionieren, und welche Umgangsweisen eine kritische Öffentlichkeit mit der rechten Erzählgemeinschaft finden kann.