Die Rede von „alternativen Fakten“ (Kellyanne Conway) lässt sich als populistische Aneignung postmoderner Theorien der Konstruiertheit sozialer Wirklichkeit deuten. Daraus ist die umstrittene These entstanden, die Geisteswissenschaften hätten der populistischen Post-Truth-Politik den Boden bereitet. Doch der Populismus setzt nicht nur die Geisteswissenschaften unter Druck, sondern die gesamte Universität. Sein Antielitismus zieht die Legitimität universitärer Forschung in Zweifel und rüttelt am Stellenwert wissenschaftlicher Erkenntnis. Wie kann die Universität – und wie können insbesondere die Geisteswissenschaften – der Wissenschaftsskepsis entgegenarbeiten?
Die Veranstaltung geht der Frage nach, ob postmoderne Denker der Relativierung von Realitäten, verkürzt gesagt: dem „postfaktischen“ Zeitalter, den Weg bereitet haben. Oder ob nicht, vor dem Hintergrund des Expertenbashings in der Corona-Pandemie, gerade den Geisteswissenschaften die Rolle zukommt zu klären, was wissenschaftliches Wissen eigentlich ist. Und welchen Stellenwert, wird gefragt, können Expertise und wissenschaftliche Erkenntnis für die Demokratie und Politik haben?