Der Vortrag muss leider verschoben werden. Der neue Termin wird bekannt gegeben, sobald der feststeht.
In seiner Autobiografie The Bern Book: A Record of a Voyage of the Mind, die 1973 in den USA veröffentlicht wurde, beschreibt der afroamerikanische Schriftsteller Vincent O. Carter die Erlebnisse seines Protagonisten Vincent, der als einzige Schwarze Person in der Schweizer Stadt Bern der 1950er Jahre lebt. Carter stellt immer wieder heraus, wie Vincent von einer Stadt weißer Einwohner*innen angestarrt wird. In diesen Beschreibungen finden sich offensichtliche Parallelen zu Frantz Fanons Kapitel „Die erlebte Erfahrung des Schwarzen“ aus seinem einflussreichen Buch Schwarze Haut, Weiße Masken (1952). Aber während Fanon eine explizite Kritik an Maurice Merleau-Pontys Phänomenologie der Wahrnehmung (1945) formuliert und dessen Konzept des Körperschemas so erweitert, dass Rassismuserfahrungen phänomenologisch erklärbar werden, ist Carters Bezug zur Phänomenologie implizit. Er wählt Humor, um dieselbe Kritik an einer vermeintlich universellen Erfahrung eines weißen cis-männlichen Subjekts zu formulieren. Der Vortrag stellt „Rasse“, Blickregime und Sichtbarkeit in einen Zusammenhang und stellt dann eine Lesart von The Bern Book vor, die zur aktuellen Theoriedebatte über Phänomenologie und racial Embodiment beiträgt.
Simon Dickel, Dr. phil., ist Professor für Gender und Diversity in Forschung und Lehre an der Folkwang Universität der Künste. Im Wintersemester 2018/19 folgte er einer Einladung als Visiting Scholar an das College for Arts and Humanities der University of Central Florida in Orlando, und von 2009 bis 2016 war er Juniorprofessor für Ethnic and Postcolonial Studies am Englischen Seminar der Ruhr-Universität Bochum. Zu seinen Forschungsinteressen gehören Critical Race Theory, Gender und Queer Studies und Disability Studies. In seinem aktuellen Forschungsprojekt beschäftigt er sich mit Embodiment-Theorien und sozialer Differenz.
INFOS ZUR REIHE „CARTE BLANCHE. FORSCHUNG AUS DER NACHBARSCHAFT“:
Eine gute Gelegenheit, um mehr darüber zu erfahren, was Kolleg*innen in den Kulturwissenschaften unserer Partner-Universitäten in der UA Ruhr erforschen. Einblicke in die Konsumgeschichte, Zukunfts-Diagnostik, Gender Studies und die Medienwissenschaft.