Die Sorge um den Planeten treibt uns um und beeinflusst auch die Formen, in der wir ihr Ausdruck verleihen. Wie können wir aber das Ganze überhaupt zeigen, beschreiben und erzählen? Welche Traditionen bieten sich an, wie wären diese zu modifizieren?
Der Vortrag beleuchtet am Beispiel von Naturdokumentationen, dem Fotobuch „Genesis“ und Martin Puchners Buch „The Written World“, wie Ansprüche auf ein räumlich und zeitlich gefasstes Ganzes angemeldet, inszeniert und eingelöst werden. Und welche Darstellungsstrategien dazu beitragen, dass die Anrufung von Größe mit der Durchdringung von großen Problemen verwechselt wird. Wie wären angesichts dieser Tendenz Verhältnisse von Großem und Kleinen als Skalierungs-, Darstellungs- und Erzählprobleme neu zu formulieren?
Infos zur Reihe „Das große Ganze“
Die Vorträge des WiSe 19/20 schließen eine Trilogie ab, in der nach „Kleinen Gefühlen“ und dem „Mittelmaß“ nun „Das große Ganze“ thematisiert werden soll. Ausgangspunkt für alle Beiträge ist die Frage nach Zusammenhängen von Quantität und Qualität, Bemessung und Bewertung, Konstellation und Interpretation. Uns interessiert, wie bereits Akte der Skalierung epistemische Voraussetzungen und normative Prämissen ins Spiel bringen: Ob wir etwas als klein, groß oder von mittlerer Größe präsentieren, bestimmt mit, was wir von dieser Sache wissen können und wollen.
Im dritten Teil der Trilogie vollziehen wir zudem einen singularisierenden Schritt. In allen Vorträgen standen bereits Aspekte der Relationierung zur Diskussion, doch nun soll es um spezifische Anordnungen gehen: Uns interessieren Figurationen des Ganzen, die in einer Phase der Priorisierung von Fragmentierung, Heterogenität und Differenz theoretisch und darstellungstechnisch in den Hintergrund geraten sind. Mittlerweile haben sich allerdings in Form einer Konjunktur von Welt-Komposita Konzepte und Ansätze etabliert, die das Ganze z.B. der Weltgeschichte, Weltgesellschaft oder Weltliteratur wieder in den Vordergrund rücken. Versucht man in der Beschreibung solcher Großzusammenhänge simplifizierende Gestaltbildungen zu vermeiden, scheint es darauf anzukommen, Totalität ohne vorschnelle Schließungen und Harmonisierungen zu beschreiben. Solche Ausgriffe auf ein Ganzes wünschen wir uns, natürlich nicht ohne ein Nachdenken über die Kehrseiten von Konstruktionen von Ganzheit und ihrer Implikationen von Gesamtheit, Vollständigkeit oder Repräsentativität.
Weitere Termine in der Reihe
- 14.01.2020
- Der Termin am 11.02.2020 fällt leider aus!