Am 11. Juli 2019 war Prof. Dr. Jürgen Rüttgers zu Gast am KWI und referierte über den Zusammenhang von Demokratie und Kompromiss. Der Vortrag fand im Rahmen des Workshops „Kulturen des Kompromisses“ statt und eröffnete die Vortragsreihe „All politics is compromise and barter – Perspektiven aus der politischen Praxis“. Prof. Dr. Ute Schneider (UDE), Organisatorin der Gesprächsreihe, stellte einführend Rüttgers wichtigsten Stationen seiner vergangenen politischen Laufbahn vor und benannte ihn als streitbaren und konsequenten Politiker, der sich nicht scheute, auch unbeliebte Haltungen zu vertreten.
Prof. Dr. Rüttgers nannte zu Beginn seines Vortrags einige Herausforderungen, mit denen westliche Demokratien konfrontiert seien. Die Spaltung der Gesellschaft zwischen Arm und Reich, nowheres and anywheres, Einheimischen und Zugewanderten, Volk und Elite, Rechts und Links, Zentrum und Peripherie, bedrohe die liberale Demokratie zunehmend. Die Aufteilung in verhärtete politische und gesellschaftliche Lager führe dabei zu Grabenkämpfen, die Kompromissschließungen und somit realpolitische Handhabung erschwere. Fernab von parteilichen Unstimmigkeiten müsse eine gemeinsame Vision entworfen werden, die zukunftsweisende Themen wie die Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Globalisierung einbeziehe. Diese Herausforderungen der Zukunft können zudem nicht auf nationalstaatlicher Ebene bewältigt werden, sondern bedürfen europäische Regelungen. Dazu müsse aber auch das Vertrauen der Bürger*innen in den einzelnen Staaten zurückgewonnen werden, das durch Mangel an politischen Inhalten und Zielen der Volksparteien verloren gegangen sei. Doch nicht nur um das Vertrauen der Bürger*innen zurückzugewinnen, sondern auch um der Demokratie wieder Aufwind zu geben, müsse der in Verruf geratene politische Kompromiss an Ansehen gewinnen.
Prof. Dr. Ulrich Willems (WWU Münster), Organisator der Veranstaltung, moderierte die anschließende Diskussion, bei der es unter anderem um die Frage nach dem Spannungsverhältnis von Transparenz und Kompromissschließung ging.
Eine Bilderstrecke zum Vortrag finden Sie hier.
Der Vortrag war eine Veranstaltung des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI) in Kooperation mit dem Historischen Institut der Universität Duisburg-Essen (UDE) und dem Institut für Politikwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU)