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Kapitalismuskritik: Studierende erarbeiten Glossar

Kapitalismuskritik hat Konjunktur, und das längst nicht nur im Wahlkampf oder an den Rändern des politischen Spektrums – das zeigen schon die Debatten über Klimaschutz, De-Growth oder Konsumverzicht. In einem Geschichts-Seminar des KWI-Historikers Tim Schanetzky erarbeiteten Studierende jetzt historische Perspektiven der Kapitalismuskritik. Anders als in gewöhnlichen Universitätsseminaren zielte das Lehrforschungsprojekt nicht auf Hausarbeiten, die üblicherweise nur einen Leser haben, sondern auf eine Veröffentlichung der Beiträge.

Das „Glossar der Kapitalismuskritik“ versammelt Beiträge von 24 Studierenden der Geschichtswissenschaft an der Universität Duisburg-Essen (UDE). Die Leitlinien des Projekts und die Kriterien für den Aufbau der Einträge erarbeitete die Seminargruppe gemeinsam. Jeder Beitrag des Glossars soll für sich gelesen werden können, auch wenn sich im Zusammenhang ein Panorama der Kapitalismuskritik ergibt, das mit den Frühsozialisten zu Beginn des 19. Jahrhunderts einsetzt und bis an die Jahrtausendwende reicht. Ziel waren Texte, die allgemeinverständlich formuliert, dabei aber an die Forschungsliteratur zurückgebunden sind. Der Redaktionsprozess war ebenso Teil der Lerninhalte wie die Auseinandersetzung mit rechtlichen Standards solcher Veröffentlichungen.

Das Vorhaben versammelt historische Miniaturen, die sich ausdrücklich nicht als Lexikon-Beiträge verstehen. Vielmehr befassen sie sich in exemplarischer Absicht mit wichtigen Akteuren oder konkreten Praktiken der Kapitalismuskritik. Das Themenspektrum umfasst reformistische Perspektiven ebenso wie Motive der radikalen Kritik von links wie von rechts. Zeitliche Schwerpunkte liegen in der Zwischenkriegszeit (als Kapitalismuskritik verstärkt von Antidemokraten von links wie von rechts formuliert wurde), aber auch in den aktivistischen Bewegungen der 1970er Jahre. Ihre Auswirkungen reichen bis in unsere Gegenwart, wie etwa die Beiträge über „Fairtrade“ oder die „Kulturkämpfe“ unterstreichen.

Die Veranstaltung stand in direktem Zusammenhang mit dem KWI-Forschungsprojekt Krise der Kritik? Kapitalismus, Neoliberalismus und Demokratie „nach dem Boom“ unter der Leitung von Tim Schanetzky, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im prestigeträchtigen Heisenberg-Programm gefördert wird.

Weitere Informationen zum Seminar sowie das Glossar finden Sie auf der Projektseite „Krise der Kritik„.