Las Vegas, die Wüstenstadt im US-Bundesstaat Nevada, gilt als Hochburg des kommerziellen Glücksspiels. Deshalb ist es auch kein Zufall, wenn ausgerechnet dort alle drei Jahre die weltgrößte wissenschaftliche Konferenz zu Fragen des Glücksspiels stattfindet. In diesem Jahr trafen sich zwischen dem 27. und 30. Mai mehr als 550 Teilnehmende aus aller Welt in den Räumlichkeiten des Kasinos Caesars Palace, um aktuelle Forschungsergebnisse vorzustellen und zu diskutieren.
Laut Steve Wynn, einem der Hotelkönige der Stadt, besteht die einzige Chance, mit Glücksspiel Geld zu verdienen, darin, ein Kasino zu besitzen. Wenn es also nicht ums Geldverdienen geht, stellt sich die Frage, was die Menschen denn dann zum Glücksspiel treibt. In ihrem Vortrag haben Jo Reichertz und Gerd Möll versucht, auf diese Frage eine Antwort zu formulieren, die sich kritisch mit dem dominanten Diskurs zur Glücksspielsucht auseinandersetzt. Ihre These lautete, dass es der großen Mehrzahl der Spielenden vor allem um die Bewährung in einer riskanten Situation geht, wohingegen der herrschende wissenschaftliche und gesellschaftliche Diskurs in erster Linie auf die süchtigen und pathologischen Spielenden fokussiert ist. Eine weiterführende These besagte, dass es aber gerade diese Betonung von Glücksspielsucht und ihrer Bekämpfung ist, die von bestimmten gesellschaftlichen Akteuren genutzt werden kann, um unter dem Banner der Suchtbekämpfung ihre eigenen Interessen zu verfolgen. So werden bestimmte Strategien der Stadtgestaltung, der Verteidigung des staatlichen Glücksspielmonopols und der Bestrebungen zur sozialen Kontrolle aller Spielenden bevorzugt mit dem vermeintlichen Ziel der Suchtbekämpfung legitimiert. Diese Thesen stießen auf großes Interesse und Zustimmung, gaben aber auch Anlass zu kontrovers geführten Diskussionen.
(Text: Gerd Möll)