Das KWI begrüßt die Literaturwissenschaftlerin Ines Barner. Ihre kürzlich an der Universität Basel eingereichte Dissertation widmet sich der Figur des literarischen Lektors als zentralem Vermittler zwischen dem Privatgebiet des Manuskripts und der Öffentlichkeit des Drucks (1900 bis heute). Der Blick auf den ‚Anderen‘ der Textgenese verlagert nicht nur den Fokus von der Zentralinstanz Autor und dessen Werk auf ein vorderhand unsichtbar bleibendes Ensemble von hilfreichen Praktiken und dienstbaren Händen, welches an der Produktion von Literatur und Autorschaft beteiligt ist. Darüber hinaus eröffnet die Auseinandersetzung mit der bislang unerforscht gebliebenen Praxis des Lektorierens neue Perspektiven auf bekannte Werke sowie die zugehörigen Schreibszenen und Autorbilder.
Diese Überlegungen möchte Ines Barner am KWI fortführen und weiterentwickeln, indem sie nach den Praktiken, Formen und Funktionen literarischen sowie geistes- und kulturwissenschaftlichen Publizierens fragt. Im Fokus stehen die Auswahl-, Wertungs- und Bearbeitungsleistungen jener Akteure, die an der Transformation von Texten in Bücher beteiligt sind. Als Grundlage des Vorhabens dienen die Verlagsarchive einiger ausgewählter (wissenschaftlicher) Publikumsverlage, die seit der Nachkriegszeit nicht nur zu wichtigen Impulsgebern, sondern auch zu Autoritäts- und Legitimationsbürgen des akademischen wie literarischen Betriebs avancierten. Welche Konsequenzen gehen für literaturwissenschaftliche Zugriffe bzw. für eine kulturwissenschaftliche Wissenschaftsforschung mit dem Versuch einher, dem menschlich-sachlichen Beziehungsgeflecht, in dem Werke, Autorschaften und Anschlüsse produziert werden, Rechnung zu tragen?
Am 17.1.2020 findet ein gemeinsam mit Mercator Research Fellow Nina Verheyen organisierter Workshop zum Thema „Sachbücher schreiben. Kollaborationen zwischen Literaturbetrieb und Wissenschaft“ statt. Nähere Informationen folgen in Bälde.