Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Postkolonialismus zur Primetime“ zeigt das KWI als Begleitprogramm zur Ausstellung „Deffarge und Troeller“ im Museum Folkwang zwei Filme des journalistischen Duos und ordnet sie zeithistorisch ein. Nach ihren Anfängen beim Stern produzierten Marie-Claude Deffarge und Gordian Troeller rund 80 Dokumentarfilme, die im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt und zum Teil kontrovers diskutiert wurden. So auch die Dokumentation „Die Kinder Abrahams“ (1989) von Gordian Troeller, die Gespräche des Regisseurs mit israelischen und palästinensischen Kindern während der ersten Intifada zeigt.
In der anschließenden Einordnung durch den Historiker Avner Ofrath sowie im Gespräch mit Danilo Scholz, ebenfalls Historiker, wurden die blinden Flecken und antisemitischen Tendenzen des Films deutlich. Mit seinem Fokus auf Leid und Unterdrückung der palästinensischen Bevölkerung entwickelt die Stimme Gordian Troellers eine filmische Narration, die ihren Blick auf die Militärgewalt und den Siedlungsbau Israels richtet, sie mit biblischen Erzählungen vom „auserwählten Volk“ vermischt und nur ansatzweise andeutet, dass in der israelischen Gesellschaft auch andere Sichtweisen auf den Konflikt existierten. Eine differenzierte Darstellung der israelischen Zivilgesellschaft fehlt ebenso wie der politische Kontext der Zeit oder die Erwähnung der Shoah. In den deutschen Medien entspann sich nach der Ausstrahlung eine Kontroverse um die antisemitischen Positionen des Films, in der auch der israelische Botschafter und Vertreter israelischer Gemeinden Stellung bezogen und eine Aufführungsverbot forderten.
Von Avner Ofrath ist zum Israel-Palästina Konflikt im Mai 2024 ein Beitrag im Merkur erschienen, der hier zu lesen ist.