Seit März 2018 wird der Arbeitskreis für Kulturwissenschaftliche Zeitschriftenforschung am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung weitergeführt.
Über den Arbeitskreis
In den letzten Jahren lässt sich eine neue Konjunktur von Zeitschriftenforschung beobachten, die auch methodisch neue Wege geht. Intellektuellen- und ideengeschichtliche, medien- und wissensgeschichtliche Perspektiven geraten dabei in einen produktiven Dialog. Der Arbeitskreis „Kulturwissenschaftliche Zeitschriftenforschung“ möchte dem geteilten Interesse am Gegenstand „Zeitschrift“ ein Forum bieten, in dem sich Forschende aus verschiedenen Fachgebieten über Fragestellungen und Analysekategorien austauschen und verständigen. Die „Zeitschrift“ verstehen wir dabei als einen Gattungsbegriff, mit dem die Elemente der Periodizität, der Programmatik und des „intellektuellen Gesellungszusammenhangs“ (sociabilité intellectuelle) angesprochen werden. Als Zentral- und Klammerbegriff kann er Kultur- und Theoriezeitschriften ebenso umfassen wie graue Literatur, wissenschaftliche Zeitschriften und digitale Publikationsorte.
Wir wollen die Zeitschrift als ein spezifisches Medium begreifen, das seinen eigenen kulturellen, politischen und epistemischen Horizont ausbildet. Anstatt die in der Zeitschrift verhandelten Objektfelder – Gegenstände, Themen, Debatten – immer schon vorauszusetzen, wollen wir primär danach fragen, wie das Medium seine Objektfelder hervor- und zur Darstellung bringt. Dies berührt zum einen die Frage der Zirkulation und des Transfers von Wissen zwischen verschiedenen intellektuellen und ästhetischen Feldern. Zum anderen müssen im Medium der Zeitschrift die Rollen jeweils neu bestimmt werden: Wer schreibt, wer sind und was wollen die Zeitschriftenmacher*innen? Wer sind die Adressat*innen? Und wie konstituiert sich die Relation der beiden Pole? In Abgrenzung von einer nationalhistorischen „Zeitschriftenkunde“ und von rein kommunikations-, bibliotheks- oder buchwissenschaftlichen Ansätzen wollen wir Zeitschriften als zentrale Arenen der intellectual history untersuchen – als „Begegnungsstätten“ (François Dosse) und „conceptual laboratories“ (François Cusset), Orte der Herstellung von Konsens und Dissens, der programmatischen Strenge oder des Eklektizismus.
Aktuell liegt der epochale Schwerpunkt der im Arbeitskreis versammelten Projekte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Theoriegeschichte) sowie in der Zeit um 1800 (Journalliteratur) und im Vormärz (Frühsozialismus). Denkbare Erweiterungen wären Studien zum frühen 20. Jahrhundert (Wissenschaftskrise, politische und künstlerische Avantgarden) oder zur bürgerlichen Publizistik des späteren 19. Jahrhunderts.
Arbeitsweise
Der Arbeitskreis versteht sich als Nachwuchsforschergruppe für Doktorand*innen, Postdocs, Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und Juniorprofessor*innen. Professor*innen werden als Gäste eingeladen.