Erneuerbare Energie ist überwiegend volatil: Windkraftanlagen können ohne Wind keine Energie liefern, ebenso wie Photovoltaiksysteme auf Sonnenlicht angewiesen sind. Um dadurch entstehende Über- und Unterkapazitäten auszugleichen, gilt es, eine intelligente Vernetzung und Steuerung der zahlreichen dezentralen Produzent*innen und Verbraucher*innen zu erzielen (vgl. z.B. Doleski 2017, Brauner 2016, Euroforum 2015). Die Energiewende 2.0 ist technisch nicht ohne zahlreiche Produkte der Informationstechnologie, komplexe Steuerungs- und Verteilsysteme oder integrierte Kommunikations- und Überwachungsanwendungen realisierbar – auch nicht ohne Smart Grids. Offenbar gehören Digitalisierung und Energiewende zusammen bzw. ist eine Digitalisierung der Energiewende erforderlich.
Weiterhin werden Industrie 4.0 und Energiewende häufig mit Dezentralität assoziiert, zum Beispiel in Form dezentraler (und emissionsarmer) Produktion und Co-Creation. Gleichzeitig setzen diese dezentralen Formate auch ein besonderes Maß an Vernetzung und Steuerung voraus, die neue Möglichkeiten der (Fremd-)Beeinflussung und Kontrolle mit sich bringen.
Im Projekt „EnerDigit: Digitalisierung & Energiewende zwischen Dezentralität und Zentralität: regionale und unternehmenskulturelle Perspektiven“ untersucht das KWI zusammen mit dem Institut für Arbeit und Technik und dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie die Vernetzung und Steuerung zwischen Industrie und Energiesystem aus der Perspektive von Zentralität und Dezentralität.
Zunächst klärt das Projekt, inwiefern die Faktoren Zentralität und Dezentralität Einfluss auf eine digitalisierte Energiewende haben können (AP1). Ausgehend von Literatur- und Datenbankanalysen werden dann Branchen und Unternehmen identifiziert, die besonders von den Wechselwirkungen zwischen Energiewende und Digitalisierung betroffen sind (AP2). Das Ziel ist es, abschließend auf Basis von Expert*inneninterviews, Fallstudien und gemeinsamen Workshops mit Expert*innen aus Praxis und Wissenschaft zentrale Herausforderungen (AP3) und Handlungsempfehlungen (AP4) für die Praxis abzuleiten, wie mit dem Megatrend der Digitalisierung in Unternehmen in Bezug auf die Energiewende umgegangen werden kann.
Das KWI beschäftigt sich hier schwerpunktmäßig mit der Analyse der relevanten Branchen und Unternehmen. Im Vordergrund steht dabei, welche Branchen in einem besonders engen Zusammenhang mit der Energiewende wie auch mit Digitalisierungsprozessen stehen und nach welchen Kriterien Grade einer fortschreitenden Digitalisierung überhaupt festgemacht werden können.