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Rückblick: Buchpräsentation „Eine Polin für Herrn Kögel“

Am 30. Oktober 2025 fand in der Kreuzeskirche Essen auf Einladung des DFG-Forschungsprojekts „Osteuropäische Live-in Hilfen in häuslichen Versorgungstriaden bei Demenz“ eine Buchpräsentation mit anschließender Podiumsdiskussion statt. Im Mittelpunkt stand der Roman Eine Polin für Herrn Kögel (Königshausen & Neumann, 2024) von Barbara Städtler-Mach, ehemalige Professorin für Anthropologie und Ethik im Gesundheitswesen. Das Buch erzählt die Geschichte der polnischen Betreuungshilfe Theresa und thematisiert eindrücklich die Herausforderungen und Beziehungen, die in der häuslichen Versorgung von Menschen mit Demenz entstehen.

Nach der Lesung diskutierten Barbara Städtler-Mach, Marcus Maicher (Angehöriger), Christiane Müller-Kroh (Vermittlungsagentur Lebensabend Pflegeleicht), Sabine Nover (Universität Koblenz) und Albert Sturtz (Alzheimer Gesellschaft Moers/Fachberatung Demenz der Grafschafter Diakonie) unter der Moderation von Jo Reichertz (KWI) über gesellschaftliche, ethische und praktische Aspekte der sogenannten Live-in-Care.

Im Mittelpunkt der Diskussion standen Fragen danach, wie Beziehungen zwischen Menschen mit Demenz, ihren Angehörigen und osteuropäischen Betreuungshilfen gestaltet werden können. Dabei wurde deutlich, dass häusliche Versorgung weit über die reine Haushaltsführung hinausgeht: sie umfasst emotionale Unterstützung, Beziehungsarbeit und die Aufrechterhaltung sozialer Teilhabe. Besonders betont wurde, wie wichtig ein unterstützendes Netzwerk für alle Beteiligten ist – auch, um die Live-in-Hilfen zu entlasten.

Das Publikumin der Essener Kreuzeskirche beteiligte sich ebenfalls mit Fragen und Anmerkungen, etwa zu den Risiken von Ausbeutung im sogenannten „24/7-Modell“, zu Unsicherheiten und Ängsten im Vermittlungssystem und zu den Herausforderungen, die entstehen, wenn zwei Menschen in einer solch intensiven Wohn- und Arbeitssituation aufeinandertreffen.

Die Veranstaltung verdeutlichte, wie vielschichtig und gesellschaftlich relevant das Thema häuslicher Versorgung ist und wie wichtig der Dialog zwischen Wissenschaft, Praxis und Öffentlichkeit bleibt, um diese Versorgungsform differenziert zu betrachten.

(Text: Nadine Giesbrecht)