Im Laufe der 1970er-Jahre beginnen sich in den Texten von Gilles Deleuze, Félix Guattari und Michel Foucault die Verweise auf den Faschismus zu häufen. Wieso sich der Faschismus ihrem Denken gerade in dieser Zeit aufdrängt, will der Vortrag diskutieren. Ihn zu erklären wird jedenfalls zum Prüfstein für ihren weitreichenden Versuch die Dichotomien, die die moderne Philosophie bis in den Marxismus hinein strukturieren, zu unterlaufen. Dafür greifen die französischen Philosophen und Psychoanalytiker auf Ansätze aus dem ersten Drittel des Jahrhunderts zurück, wie etwa die des marxistischen Psychoanalytikers Wilhelm Reich, der versuchte, ökonomische und psychologische Deutungsversuche zu verbinden. Der Wunsch rückt damit ins Zentrum ihrer Faschismuserklärung. Doch an der Idee einer Politik des Begehrens wird sich dieses gemeinsame Nachdenken schließlich Ende der 1970er-Jahre auch wieder zerschlagen. Der Vortrag rekonstruiert die Diskussion zwischen 1972 und 1980 und fragt danach, ob aus ihr auch Einsichten für die Analyse gegenwärtiger Entwicklungen zu gewinnen sind.
11.12.
Mi / 18:15 – 19:45
Alle wollen Faschisten sein? Eine poststrukturalistische Debatte und ihre Aktualität
Kolloquium Neuere und Neueste Geschichte
Morten Paul, KWI
Universität Münster; Addresse: Schlossplatz 2, 48149 Münster, Raum: F3