Unter der Leitung von Armin Mohler entwickelte sich die Carl Friedrich von Siemens Stiftung zu einem Ort, an dem sich die Elite aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft begegnete. Mohler galt als Vordenker der Neuen Rechten, weil er den Begriff der „Konservativen Revolution“ geprägt hatte. Auch war er eine Zeitlang als Redenschreiber von Franz-Josef Strauß tätig.
Kritiker wie Axel Schildt sahen die gediegenen Stiftungs-Veranstaltungen deshalb bald im Zusammenhang eines „Gesamtprogramms rechtskonservativer Hegemoniebildung“. Zu Vorträgen und Konferenzen kamen aber auch viele Linksliberale ins frühere Kavaliershaus des Nymphenburger Schlosses. Dazu trug nicht nur das „schöne Ambiente“ bei, sondern auch eine Kultur üppiger Dotierung. Manche der prominenten Gäste dürften ihre Auftritte somit als „Guilty Pleasure“ empfunden haben.
Wieweit es Mohler mit der Stiftungsarbeit gelang, rechtem Denken zu bildungsbürgerlicher Respektabilität und damit zu diskursiver Legitimität zu verhelfen, ist Gegenstand eines Forschungsprojekts am Münchner Institut für Zeitgeschichte. Es hat für den Zeitraum von 1958 bis 1985 erstmals Zugriff auf die Unterlagen des Stiftungsarchivs. Maik Tändler wird aus dieser aktengestützten Forschung berichten und dabei auch auf seine langjährige Beschäftigung mit Mohler zurückgreifen.
Tändler ist nach Stationen in Göttingen, Jena und Berlin derzeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte tätig. Er ist ein profunder Kenner der Neuen Rechten in der Bundesrepublik. Von ihm liegen unter anderem vor „Zur rechten Zeit. Wider die Rückkehr des Nationalsozialismus“ (mit Norbert Frei, Franka Maubach und Christina Morina) sowie eine vielbeachtete Studie über den „Psychoboom“ der siebziger Jahre. Seine Monographie über Armin Mohler wird im Juni im Wallstein-Verlag erscheinen.