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16.12.

Di / 20:00

Die Wirklichkeit der Propaganda

Ein Abend in der CineScience-Reihe "Gefährliche Schönheit"

Rüdiger Suchsland, freier Autor

Filmstudio Glückauf, Rüttenscheider Str. 2, 45128 Essen

Propaganda, wenn sie gut ist, also durchdacht und effektiv, lügt nicht, sondern sagt die Wahrheit. Dies allerdings auf eine sehr bestimmte Weise. Hierbei spielt die Überwältigung des Publikums eine zentrale Rolle. Der Vortrag möchte diese Aussagen erklären und belegen, und den Sinn für propagandistische Formen schärfen. Propaganda ist keineswegs immer als solche erkennbar; sie ist in hohem Maß flexibel, und hat entsprechend sehr viele Gesichter, je nachdem, was ihre Inhalte und Absichten sind.

Anhand von historischen Filmbeispielen – nicht nur, aber besonders aus dem NS-Kino – sollen einige von diesen Gesichtern gezeigt und die Vorstellung von Propaganda auch im Blick auf die Gegenwart ausdifferenziert werden – nicht etwa um Propaganda zu verharmlosen, sondern im Gegenteil: um deutlich zu machen, wie gefährlich sie sein kann. Umgekehrt sollte am Ende auch nicht die zynische Behauptung stehen, alles sei sowieso Propaganda.

Wenn der Satz vom Anfang zutrifft, nach dem gute Propaganda eine bestimmte Weise ist, die Wahrheit zu sagen, dann kommt es auf die Fähigkeit an, sie zu dechiffrieren – die Fähigkeit also zu zeigen, wie die Lüge auf eine Wahrheit verweist und welche Wahrheit das ist.

Rüdiger Suchsland ist Journalist, Autor und Regisseur. Er arbeitet als
freier Autor für Print, Radio und Internet, als Redakteur beim Internetmagazin artechock. Durch Filmauswahl, Filmgespräche, Kongressplanungen und als Juror ist er außerdem an verschiedenen Filmfestivals beteiligt, und als Regisseur schuf er mehrere Dokumentarfilme zur Filmgeschichte, darunter „Von Caligari zu Hitler“ und „Hitlers Hollywood“.

Über die CineScience-Reihe „Gefährliche Schönheit“

Kaum ein Medium versteht es so wirkungsvoll, Macht zu inszenieren, Pathos zu erzeugen und Ideologie in verführerische Bilder zu kleiden wie der Film. Ob kathartische Schlachten, heroisch überhöhte Figuren oder dystopische Weltentwürfe – die Leinwand ist voller Szenen, die ästhetisch überwältigen und das Publikum in ihren Bann ziehen können. Oft ist es gerade ihre „Schönheit“, die die Wucht der Botschaft in den Hintergrund rückt oder sogar vergessen lässt; als „faszinierend“ charakterisierte etwa Susan Sontag die Bildsprache, in die Leni Riefenstahl den Faschismus kleidete. Unter dem Titel „Gefährliche Schönheit“ widmet sich CineScience im Wintersemester 2025/26 dieser sinistren Vereinnahmungskunst. Gezeigt werden Filme, die politische Mythen produzieren, Monumente errichten und in stilisierten Dystopien autoritäres Denken spiegeln, aber auch solche, die subtilere Formen der Propaganda betreiben. Das Spektrum reicht von vermeintlich harmloser Unterhaltung über (post-)sowjetische Kriegsverherrlichung bis hin zu martialischen Blockbuster-Filmen.