Im Oktober 1970 wurde der kurz zuvor auf ein Ordinariat berufene Soziologe Lars Clausen (1935-2010) zum neuen Präsidenten der Deutschen Afrika-Gesellschaft gewählt. Dieses Ereignis markiert exemplarisch Clausens damaligen Status als Sprecher einer sozialwissenschaftlichen Afrikanistik – ein Status, der keineswegs zufällig zustande kam. Zuvor hatte sich der junge Sozialforscher an der Sozialforschungsstelle Dortmund und als Privatdozent in Münster wissenschaftlich profiliert. Mit seinen Feldforschungen im sambischen Copperbelt (1964/65) und engen Bezügen zur Manchester School der britischen Sozialanthropologie avancierte er in den 1960er Jahren zu einem der wenigen ausgewiesenen Afrika-Experten der bundesdeutschen Soziologie. Der Beitrag rekonstruiert Forschungsaktivitäten und institutionelle Kontexte, die diesen akademischen Aufstieg ermöglichten.
Am Abend des 09.09.2025 findet im Rahmen des Kolloquiums „Aspekte des Lebens und Wirkens von Lars Clausen – ein Kolloquium zum 90. Geburtstag“ außerdem um 19 Uhr ein öffentlicher Vortrag von Jan Phillip Reemtsma mit dem Titel „‚Etwas mehr Nomos ins Leben bringen.‘ Lars Clausens Staunen über Schlangen“ statt.
Lars Clausen widmet sich in einem Aufsatz von 1981 dem Phänomen der (Warte)Schlangen. Der Aufsatz „Schlangen“ mit dem ein wenig rätselhaften Untertitel „Exkursion in den Quellsumpf der Theorien“ versucht das Phänomen der spontan und ohne Nötigung sich bildenden Schlangen nebst ihren zunächst irritierenden Eigenschaften anhand eigener und angeleiteter Beobachtungen seines Seminars näher zu bestimmen. Warum machen Leute das, wenn sie nicht müssen? Der Aufsatz macht einen Sprung von den Beobachtungsbefunden in eine weitgreifende Spekulation (und versucht dabei Soziologie mit der Kulturkritik ein wenig zu versöhnen). Der Vortragende versucht, die Spekulation noch ein wenig weiter zu treiben.
Jan Philipp Reemtsma ist Gründer und Vorstand der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, der Arno Schmidt Stiftung sowie Gründer und bis März 2015 Leiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung.
Moderation: Sebastian Klauke, Politikwissenschaftler und Soziologe, Wissenschaftlicher Referent der Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft.