Die globale Gegenwartsgesellschaft ist geprägt durch die Erfahrung der Überwindung von Grenzen: Entfernte Waren, Ideen, Personen scheinen miteinander verknüpft und erreichbar. Dem Eindruck einer grenzenlosen Welt steht in den letzten Jahrzehnten eine faktische Zunahme an Demarkationen entgegen. Das EU-Außenregime, der Grenzbau im Süden der USA, die jüngsten Erfahrungen mit Grenzschließungen im Pandemiekontext lassen die Gegenwart zugleich als „Zeitalter der Mauern“ erscheinen. Die Diskussionsrunde „Über Grenzen“ nimmt dieses Spannungsgeflecht als Ausgangspunkt und diskutiert die Bedeutung, Gestalt und Zukunft von Grenzen.
Diese Dynamik von Grenzschließung und Grenzöffnung stellt das traditionelle Konzept der (Staats-)Grenze auf den Prüfstand. Die Podiumsdiskussion fragt daher: Welche Bedeutung haben Grenzen für die Ordnung von Kollektiven – Personengruppen, Organisationen, aber auch Staaten? Welche Form nehmen Grenzen an? Ist die traditionelle Vorstellung einer eindeutigen Grenzlinie zwischen zwei Staaten angesichts der Digitalisierung und neuer Grenzkonzepte überhaupt noch haltbar? Wie kann das utopische Potenzial neuer Grenzordnungen aussehen – wie sind offene Grenzen beispielsweise denkbar? Und welche Rolle spielen die Kulturwissenschaften in diesem Kontext?