28.09.

Sa / 13:30 – 14:00

Vortrag: InDesign als Methode: Das Fotobuch und Displays

Anja Schürmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am KWI

Universität zu Köln, Philosophikum, Seminarraum S 91, Albertus-Magnus-Platz, 50923 Köln

Fotografische Installationsansichten hat man in ihrer Relevanz für die zeitgenössische Kunst seit den 1960er Jahren mehrfach untersucht. Betont wird nicht nur ihr dokumentarischer, sondern auch ihr präskriptiver Gehalt. So wie die Fotografie zeigte, war es nicht nur, so sollte es auch werden. Als zukünftige Referenz und als Selbsthistorisierung wurde der Installation shot zu einem Akt der räumlichen Inszenierung, den die Fotografie freilich in die in die Fläche klappte und dem Ausstellungsraum nur noch Wände gab. Hier sehe ich die Referenz zum Fotobuch als Display: Während das Installationsfoto die Wand als Rahmen, als Hintergrund akzentuiert, ist es im Fotobuch der Weißraum der Seite und der Buchraum, der gleichermaßen als Display akzeptiert wird: Als Fläche, die sowohl in der Höhe als auch in der Breite variabel bespielbar ist und tendenziell unendlich gedacht wird. Die Konditionen des Kubus‘ werden im Buch durch das Installationsfoto auf die Doppelseite projiziert, die nun den neuen Rahmen, die neue Wand darstellt. Dass diese Wand in vielen Layoutvorlagen gerastert ist und die auf ihr platzierten Rechtecke, die wieder nur aus Rechtecken bestehen, sich diesem Raster beugen müssen, hat – und sei es als Einspruch – Einfluss auf die Bildevidenz und die mit ihr verbundene Sequenz. Auch hier findet eine multimediale Transformation statt, die ihre analogen Wurzeln digital zuspitzen konnte: InDesign macht es möglich, den Weißraum der Seite völlig flexibel und variabel zu gestalten. Fotografien konkurrieren um ihn mit Text und anderen Dokumenten, die sich nun – ähnlich wie narrative Tendenzen der Medienkunst – an rhizomatischen Modellen orientieren. Die ‘Krise des Dokumentarischen’, die durch die Digitalisierung mehr als verschärft wurde, hat auch im Fotobuch zu Erzählungen geführt, die die simultane, fragmentarische Präsenz heterogener Elemente präferieren. Mein Vortrag würde zeigen, wie das Buch als kulturelles Dispositiv im Fotobuch digital herausgefordert wird.

Ein Vortrag im Rahmen der Jahrestagung „Medien-Materialitäten“ der Gesellschaft für Medienwissenschaft

Das vollständige Programm der Tagung finden Sie hier!