Thema des Workshops ist die ästhetische Kategorie des „Niedlichen“ bzw. der Cuteness. Gegenwärtig zeigt sich in einer Fülle von Gegenständen und Aushandlungspraktiken, wie Weltliches und Allzuweltliches im Namen von Cuteness popularisiert und kanonisiert wird. Mit Sianne Ngai lässt sich Cuteness nicht nur als ein zentrales Verfahren künstlerischer Avantgarden auffassen; auch alltagsästhetisch ist Cuteness als eine widerständige, sich Kommodifizierung und Konsum subtil widersetzende Perspektive produktiv. Welche kulturwissenschaftlichen und essayistischen Schreibweisen können diese Phänomene zur Sprache bringen? Welche neuen Aspekte kanonischer Gegenstände geraten durch sie in den Blick?
Im Fokus der Veranstaltung stehen zwei Texte, anhand derer diese Fragen diskutiert werden sollen: Das Kapitel Zwei Kugeln im Hörnchen aus Hanna Engelmeiers mit Spannung erwartetem Essay Trost: Vier Übungen sowie die Einleitung und das erste Kapitel aus Sianne Ngais viel diskutierter Studie Our Aesthetic Categories.
Hanna Engelmeiers Text diskutiert Cuteness im Zusammenhang einer Auseinandersetzung mit Theodor W. Adorno: Ausgangspunkt ist hier die Beobachtung, dass Adornos Werk durchzogen ist von einer intensiven Beschäftigung mit Trost, der für Adorno eigentlich nur in der Musik, ansonsten aber im Anerkennen der Trostlosigkeit menschlichen Lebens zu finden ist. Adorno erschreibt sich Trost durch Negativität – Kritische Theorie wird zum comfort food. Dieses Vorgehen hat in der Adorno-Rezeption zu einer vielgestaltigen Cutifizierung des Philosophen geführt.
Sianne Ngais Text entwickelt einerseits einen kulturtheoretischen Analyserahmen für die gegenwartsästhetische Konjunktur cuter Dinge und Perspektiven, andererseits analysiert Ngai in ihm exemplarisch den historischen Horizont und die kulturelle Reichweite dieser Konjunktur.
Ziel des Workshops ist, nicht allein eine kritische Diskussion zur theoretischen Aufarbeitung der Cuteness in Sianne Ngais Studie und in Hanna Engelmeiers Essay zu führen, sondern insbesondere auch Engelmeiers Schreibverfahren auf ihre Eignung für die Thematik zu prüfen. Im Vordergrund steht deshalb die konkrete Textarbeit, die Frage nach der Kombination von scheinbar unpassenden oder mindestens heterogenen Quellentypen und der (suspendierten) Abgrenzung von high und low.