Geschlossene Veranstaltung!
Bereits mit 900 Euro lässt sich in Deutschland ein 50-seitiger DIN A5 Bildband in guter Papierqualität mit einer Auflage von 500 Exemplaren drucken. Digitale und globale Produktionsmechanismen können aus jedem Fotografen einen Verleger werden lassen. Das Fotobuch ist das einzige Printprodukt weltweit, das beachtliche Wachstumsmargen verzeichnet, blüht und gedeiht. Diese Form der Selbstermächtigung ist derzeit einzigartig in der Kunstwelt und lässt den Fotografen – und nicht den Kurator oder den Kritiker – wieder zum auteur seines Werkes werden.
Mit dieser Entwicklung konnte die Fototheorie – sieht man von wenigen Ausnahmen ab – jenseits historischer, motivischer und nationaler Klammern – bislang nicht wirklich Schritt halten. Diesem Desiderat möchte sich der Workshop annehmen. Als These wird vorausgesetzt, dass durch die Arbeit mit und durch das Medium Buch neue Problemlösungen und Darstellungsformen evoziert werden. Es scheint als Medium autarker zu sein und externen Aneignungen gegenüber weniger anfällig als der fotografische Abzug, weshalb das Fotobuch als intermediales Objekt mit eigener Agency im Vordergrund stehen wird.
Mögliche methodische Fokussierungen bestehen bspw. in der epistemologischen Analyse von Research-based Photobooks (Mathieu Asselin; Laia Abril), der komparatistischen Kritik an Fotobüchern, die dezidiert einen postdokumentarischen oder archivalischen Ansatz vertreten, aber auch der intermedialen Analyse von Digitalität im Fotobuch und der Grenzerweiterungen Richtung web-based book etc. Ferner finden wir Fragen nach dem Verhältnis von Image object (Bildobjekt) und physical image (Bildträger) im Buchkontext ebenso spannend wie eine interkulturelle Perspektive und Fragen der Repräsentation. Rezeptionsästhetische Ansätze einer Didaktik sind ebenso willkommen wie materialästhetische Fragen.
Der Workshop versteht sich nicht als Rahmen zur Präsentation fertiger Ergebnisse, sondern als methodisch reflektierte Einladung zu einem Gespräch, sowie der Auslotung weiterer Kooperationen.
Programm
13.00: Ankommen und Begrüßung
13.30: Anja Schürmann: Framing Devices: Perspektiven im Fotobuch
14.00: Bettina Lockemann: Das Fotobuch als Handlungsraum. Performative
Dimensionen und Zeitlichkeit im Fotobuch
14.30: Birgit Mersmann: Kokreation und Kollaboration. Neue Zugänge zur
dokumentarischen Fotobuchforschung
15.00: Steffen Siegel: Beyond the Codex, oder: Was ist (k)ein Fotobuch
(mehr)?
15.30: Elisabeth Neudörfl: Ich will gar keine Geschichte erzählen.
Nichterzählerische Praktiken im Fotobuch
16.00: Pause
16.30: Burcu Dogramaci: Fotoratgeber und Fotogeschichtsbücher im Verlag
focal Press
17.00: Sophie Junge: Nan Goldins Ballade der sexuellen Abhängigkeit
17.30: Sophia Greiff: Edmund Clark, Negative Publicity (2011–2015)
18.00: Alexa Färber: Urbaner Aktivismus: Untersuchungen zur Wirkmacht des
Gefüges Stadt-Foto-Buch
18.30: Thomas Seelig: Jeff Weber, An Attempt at a Personal Epistemology
(2018)
19.00: Zusammenfassung & Ausblick
20.00: Gemeinsames Abendessen: Zweibar, Rüttenscheider Str. 63, 45130 Essen