17.01.

Fr / 09:30 – 18:00

Workshop: Sachbücher schreiben. Kollaborationen zwischen Wissenschaft und Literaturbetrieb

Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Goethestraße 31, 45128 Essen

 Sachbücher haben Konjunktur, der Krise des Buchmarktes zum Trotz. Sie genießen nicht nur große Aufmerksamkeit in den Feuilletons, sondern unterstützt von Wissenschaft und Politik wurden in den letzten Jahren auch neue Sachbuchpreise sowie -Bestenlisten geschaffen. Darüber hinaus honoriert das Publikum diese Buchmarktkategorie. Zu den Autor*innen wiederum zählen zwar in erster Linie Publizist*innen. Aber regelmäßig werden Sachbücher auch von Wissenschaftler*innen vorgelegt, die sich darum bemühen, inmitten einer von Wissenschaftsskepsis gezeichneten Zeit für ein breites Publikum anschaulich aus dem eigenen Fach zu berichten. Unterstützt werden sie dabei nicht nur von Verlagen und deren Lektoraten, sondern längst auch von Literaturagenturen. Diese machen sich systematisch auf die Suche nach Wissenschaftler*innen, die ‚schreiben können‘ und ‚etwas zu sagen haben‘, natürlich etwas, das relevant erscheint und sich im Idealfall auch verkaufen lässt.

Aber was unterscheidet eigentlich ein Fachbuch von einem Sachbuch, und zwar in den Kultur-, Sozial- und Geisteswissenschaften, innerhalb derer Disziplinen wie die Geschichtswissenschaft schon früh den Anspruch formulierten, den Scheinwiderspruch von scharfsinniger Erkenntnis und guter Erzählung aufzuheben, nicht zuletzt, um neben dem eigenen Fach auch die gebildete Öffentlichkeit zu erreichen? Welche Chancen, welche Risiken gehen mit dem Versuch einher, verständliche, gut erzählte Bücher zu schreiben, und welche Spielarten des Sachbuchs aus akademischer Feder gibt es im Spektrum zwischen ansprechend verfasster Fachmonographie und populärer Polemik? Warum entscheiden sich Wissenschaftler*innen konkret dazu, ein Sachbuch zu schreiben: Geht es ihnen beispielsweise um Wissenschaftskommunikation als politischem Anliegen oder darum, originäre Wissenschaft zu betreiben, nur eben in essayistischer Weise und jenseits der grauen Bleiwüsten akademischer Zeitschriften? Wie verändert sich wissenschaftliches Wissen, wenn die Relevanz eines Themas gegenüber Instanzen wie einem Publikumsverlag herausgestellt werden muss; wenn möglicherweise Cliffhanger eingefordert werden, der Raum für Forschungsdiskussionen dagegen entfällt oder wenn ein buntes Cover an die Stelle eines eintönigen Buchumschlags tritt? Werden hier wissenschaftliche Standards unterwandert und verraten oder entstehen neue Erkenntnisse sowie neue akademische Spielräume und  Einflussmöglichkeiten? Welche Kooperationsformen gibt es zwischen Literaturbetrieb und Wissenschaft, und welche Konflikte entstehen typischerweise, etwa wenn ein Lektor auf den Text Einfluss nehmen möchte oder eine Professorin sich sperrt, auf bestimmte Fremdwörter zu verzichten? Was wünschen sich die Autor*innen von den Verlagen und umgekehrt, wonach verlangt das Publikum, was will der ominöse Markt – und kriegt er überhaupt eine Stimme?

Das KWI geht diesen Fragen in unterschiedlichen Veranstaltungsformaten nach, wobei der Fokus auf Büchern aus der Feder von Kultur-, Sozial- und Geisteswissenschaftler*innen liegt und damit auf ‚Fachsachbüchern‘ – hier eingeführt als Etikett für Bücher, die an der Schnittstelle von Fachbüchern und Sachbüchern liegen und die zeigen, wie schwierig diese Unterscheidung manchmal ist. Der am 17. Januar 2020 am KWI organisierte Workshop führt Wissenschaftler*innen sowie Expert*innen aus dem Verlags- und Agenturwesen und dem Journalismus für ein breit angelegtes Brainstorming zusammen. Er setzt an die Stelle langer Vorträge auf knappe, thesenhafte Input-Referate (10 Minuten), die als Grundlage der im Zentrum stehenden, gemeinsamen Diskussion dienen.

 

Die Anmeldemodalitäten und das vollständige Programm entnehmen Sie dem PDF, das Ihnen in der rechten Spalte zum Download zur Verfügung steht.

Die Podiums- und Abschlussdiskussion „Sachbücher aus dem Elfenbeinturm. Akademischer Populismus oder erfolgreiche Wissenschaftskommunikation“ ist eine öffentliche Veranstaltung und kann ohne Anmeldung besucht werden.