BioDisKoBioökonomische Nutzungspfade – Diskurs und Kommunikation

Seit jeher nutzt der Mensch die Natur, um sein Leben und das Leben zukünftiger Generationen zu sichern. So erzeugen wir z. B. aus Pflanzen Nahrungsmittel, Kleidung, Medizin und Energie. Die Forschungsstrategie der Bundesregierung zur „wissensbasierten Bioökonomie“ setzt hier an: Bestehendes Wissen soll mit innovativen Technologien verbunden werden. Übergreifendes Ziel ist es, fossile Rohstoffe wie Kohle, Erdgas und Erdöl Schritt für Schritt durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen, weil, so die Hauptargumente, diese endlich sind, unsere Umwelt belasten und unsere Gesundheit gefährden. Doch bisher liegt wenig Wissen dazu vor, wie sich dieses ordnungspolitisch oder technisch umsetzen lässt, welche neuen Risiken daraus erwachsen und wie diese in der Gesellschaft bewertet werden.

Anhand erster Produkte wie Bioplastik, Bioenergie, Bio-Kosmetika oder Bio-Reinigungsmitteln lässt sich aufzeigen, dass die Erzeugung und Nutzung aus verschiedenen Positionen betrachtet und bewertet werden.

Beispielsweise argumentieren Akteur*innen aus einer ökologischen Position, dass der bisherige Anbau von Biomasse die Erzeugung anderer landwirtschaftlicher Produkte verdrängt („Landmanagement“) und monokulturelle Anbaumethoden („Vermaisung“) die Folge sind. Diese Anbauweise fördert, so die weitere Argumentation, die Auslaugung der Böden und geht mit einem Verlust von Artenvielfalt einher. Weiterhin lassen sich sozioökonomische oder kulturelle Sichtweisen ausmachen. Der ökonomische Druck, so ein Argument, auf die Landwirt*innen steigt, höhere Erträge in kürzerer Zeit zu erbringen, um einen ökonomischen Mehrwert zu schaffen. Ebenfalls verändert sich durch den bisherigen monokulturellen Anbau die Kulturlandschaft, was auf Ablehnung in der Bevölkerung stößt.


PROJEKTZIEL
Das Verbundvorhaben „BioDisKo – Bioökonomische Nutzungspfade – Diskurs und Kommunikation“ setzt hier an. Am Fallbeispiel Nordrhein-Westfalens arbeiten wir diskursive Positionen der Chancen und Risiken im Anbau und der Nutzung von Biomasse heraus. Dabei beleuchten wir die Akteur*innen und ihre Argumente entlang der Wertschöpfungskette, indem wir sowohl die Erzeuger als auch die Verbraucherperspektive sowie Betroffene, Gegner*innen und Befürworter*innen in den Blick nehmen.

Ziel ist es erstens, den Diskurs im regionalen Raum besser verstehen zu können und zweitens, hieran angelehnt politische Handlungsempfehlungen auszusprechen oder Produktbeispiele und sachgerechte Verbraucherinformationen bereit zu stellen. Damit soll die Informationstransparenz gesteigert und ein öffentlicher Willens- und Meinungsbildungsprozess unterstützt werden.


METHODISCHES VORGEHEN
Aufbauend auf Literatur- und Medienanalysen, qualitativen Interviews mit Bürger*innen und Expert*innen sowie teilnehmender Beobachtung werden in Verfahren der partizipativen Technikfolgenabschätzung (pTA) mit Bürger*innen die gesellschaftlichen Chancen und Risiken des Biomasseanbaus und der -verwertung diskutiert und analysiert. In Form eines Gutachtens fließen die Ergebnisse, gemeinsam mit

  • einer Medienanalyse,
  • einem sozialwissenschaftlichen Experiment,
  • einer Verbraucherbefragung zu ökologischen, ökonomischen und technologischen Entwicklungspfaden für Biomasseprodukte sowie
  • den Ergebnissen aus Stakeholder-Interaktionsanalysen (SHIA)

mit relevanten Marktakteur*innen in den „Zukunftsrat Bioökonomie NRW 2030“ ein.