Unter dem Arbeitstitel ADAPTED TO FIT – AKTUALISIERUNGEN VON ARTEFAKTEN IM SOZIALEN GEBRAUCH geht es uns darum, prozessuale Dynamiken der Aneignung und passgenauen Umformung ästhetischer Artefakte durch soziale Akteur*innen zu betrachten. Dabei geht es nicht vordringlich um das Phänomen der „Appropriation“ oder „Aneignung“ wie es in der Kunstgeschichte gemeinhin verwendet wird, nämlich im Sinne der Verdoppelung, Kopie oder Integration eines vorgängigen Motivs aus einem fremden künstlerischen Œuvre in das eigene, und ebenso wenig um den bloßen Bedeutungswandel überlieferter ikonografischer Formeln. Ausgehend von der Feststellung, dass künstlerische Artefakte einem ständigen Prozess der Anpassung an Bedürfnisse der sie umgebenden Gruppen unterliegen, steht stattdessen das (Kunst-)Werk als geschlossene Entität auf dem Prüfstand.
Solche Modifikationen können unterschiedlich intensiv geschehen, es kann sich um ein fluides Anschmiegen an neue Begebenheiten, um ein kreatives Reframing oder um mehr oder weniger grobe Anstückungen, Verstümmelungen oder Verformungen handeln. Auch können die Gehalte traditioneller Motive je nach sozialem Kontext variieren oder gänzlich überschrieben werden, z.B. wenn sie über große zeitliche oder geographische Distanzen hinweg aktualisiert werden. Wichtig für den zu diskutierenden Ansatz ist die Hypothese dynamischer Prozessualität, also etwa die spontane, vielleicht ephemere, vielleicht dauerhafte Veränderung im Gebrauch des Objekts oder Bildes, welche bedürfnisorientiert auf das jeweilige soziale Interaktionsmoment reagiert. Erst im Moment der Handhabung oder betrachtenden Fokussierung durch ein Netzwerk sozialer Akteure wird das jeweilige Artefakt so temporär finalisiert, was althergebrachten Vorstellungen des Kunstobjekts als vollendetem „Werk“ zuwiderläuft.
In einer sich rapide transformierenden Gegenwart soll diskutiert werden, welche Medien, Materialien und Objektkategorien möglicherweise besonders anpassungs- und benutzungsfähig sind, und zu welchen Zeiten, an welchen Orten und in welchen Konstellationen besonders kreative Anpassungsdynamiken auftraten oder -treten. Das Konzept der Tagung ist transhistorisch und interdisziplinär angelegt.
Am 15. Mai 2025 findet ein öffentlicher Abendvortrag von Arnd Schneider (Universität Oslo) mit dem Titel „For a New Hermeneutics of Cultural Appropriation“ statt. Das Gesamtprogramm der Tagung können Sie hier einsehen.