16.06.

Di / 16:00 – 18:00

Virtuelles Meeting: KWI Sachbuch Diskussion

Caroline Criado-Perez:"Unsichtbare Frauen: Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert"

Julika Griem, KWI-Direktorin

Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Gartensaal, Goethestraße 31, 45128 Essen

DE

Caroline Criado-Perez’ Buch Unsichtbare Frauen (2019/2020) ist ein gutes Beispiel für die Popularisierung von Geschlechterforschung: Die Autorin erläutert an vielen Beispielen, „wie Frauen systematisch diskriminiert werden, weil unsere von Big Data beherrschte Welt fast ausschließlich auf männerbezogenen Daten basiert“ (Klappentext). Die Verfasserin betont, dass es ihr nicht um den Nachweis bösen Willens ginge, sondern um die Offenlegung einer Struktur, die sich in vielen Fällen aufgrund von Unwissenheit, Nachlässigkeit und unbewussten Vorurteilen reproduziert. Ihr Fokus liegt auf der Erhebung und Verarbeitung von Daten nicht allein für die Forschung, sondern auch für die medizinische Praxis, die Stadtplanung, die Gestaltung von Alltagsgegenständen oder die Bestimmung von Grundrechten und Wirtschaftsdaten.
Ich würde das Buch gern als wissenschaftsbasierte Kampfschrift diskutieren. Es erzeugt einerseits schnelle und viele Aha-Effekte und ist vermutlich daher auch auf die Bestseller-Listen gelangt. Ich würde aber auch gern fragen, wie diese Effekte erzeugt werden und ob jenseits der Offenlegung von Benachteiligungsstrukturen auch interessante Vorschläge zu ihrer Überwindung gemacht werden.
Diskussionsgrundlage: Vorbemerkungen, Einleitung, Kap. 4, „Der Mythos von der Meritokratie“. Wer mehr Zeit zur Vorbereitung hat, sollte auch noch die Kapitel 6, 7 und 12 oder natürlich gern das Ganze lesen – auf Deutsch oder auf Englisch. (Text: Julika Griem)


EN
Caroline Criado-Perez’ Invisible Women (2019) is a good example for the popularization of gender research: The author illustrates on the basis of many examples how women are systematically discriminated in a world organizing big data according to highly selective criteria. The author emphasizes that she isn’t interested in blaming individual sinister intentions or judging individual behavior, but in revealing a structure based on ignorance, laziness and unintended biases. Her focus is on contextualizing and commenting the production of data not only for research but also for medical practice, urban planning, the design of everyday objects or the constitution of rights and economic frameworks.
I would like to discuss the book as a research-based manifesto providing many immediately convincing insights due to its evocative argument. I would also like to ask, however, how these evocative effects are created and whether the book manages to move beyond a gesture of demonstration.
We could base our discussion on the preface, the introduction and chapter 4. With more time for preparation you could also have a look at chapters 6, 7 and 12, or, of course, at the whole book. (Text: Julika Griem)


Über die KWI Sachbuch-Diskussion:

Die Lesegruppe „KWI Sachbuch-Diskussion“, die im April 2019 entstanden ist, trifft sich, um gleichermaßen populäre wie anspruchsvolle Bücher an der Schnittstelle von Fachbuch und Sachbuch aus dem Bereich der Kultur-, Sozial- und Geschichtswissenschaften zu diskutieren. Neben inhaltlichen stehen vor allem formale und stilistische Aspekte im Zentrum der Diskussion. Die Autor*innen der Bücher sind teilweise anwesend und führen dann selbst in ihre Texte und deren Entstehung ein.