12.11.

Di / 19:00

STADT – RAUSCH – REGIERUNG

Fragmente einer Drogengeschichte Berlins

Sina Fabian (Historikerin, HU Berlin), Jan-Henrik Friedrichs (Historiker, Uni Hildesheim), Lora Nikolova (Kulturantropologin, Berlin), Ned Richardson-Little (Historiker, Universität Erfurt)

Aquarium | Südblock
Berlin, 10999

Von den Likörstuben der Weimarer Republik über die experimentellen Drogenkulturen im Kalten Krieg bis zum Rave- und Feierboom der Nachwendezeit: Der Konsum von psychoaktiven Substanzen ist internaler Bestandteil der Alltagsgeschichte Berlins. Zugleich sind die Formen und Orte ihres Gebrauchs, ihre Kriminalisierung, Stigmatisierung und Romantisierung, einem starken historischen Wandel unterworfen.

In einer Art historischen Revue wollen wir fünf Momente in der turbulenten Geschichte Berliner Drogenkulturen des 20. und 21. Jahrhunderts schlaglichtartig vorstellen. Dieser Reigen verschiedenster substanzinduzierter Situationen und Konflikte soll ein Gespräch über Kontinuitäten, Zäsuren wie auch Alternativen von städtischen Rauschregimen und Feierkulturen eröffnen.

 

Über die neue Veranstaltungsreihe:
Stadt – Rausch – Regierung. Drogenpolitiken in Berlin und anderswo

Ob offene Trink-, und Heroinszenen, Pubcrawls, Dealer in den Parks, Stadtfeste, Familienfeiern oder Kokaintaxis – der Konsum psychoaktiver Substanzen gehört längst zum städtischen Alltag. Zugleich sind diese Drogenkulturen Gegenstand vielfältigster Versuche ihrer Regulierung und Kontrolle – oftmals begleitet von emotionalen öffentlichen Debatten und breiter medialer Berichterstattung. Jenseits von Romantisierung und Panikmache widmet sich diese Vortrags- und Diskussionsreihe der Geschichte, Gegenwart und Zukunft der drogenaffinen Dimensionen urbanen Lebens in Berlin.

Unter dem semantischen Dach eines breiten Drogenbegriffes geht es somit nicht alleine um den alltäglichen Gebrauch psychoaktiver Substanzen, sondern ebenso um pharmakologische sowie alkohol- und koffeinhaltige Stoffe und Arzneien. Die Illegalisierung, Kriminalisierung und Stigmatisierung der als toxisch betrachteten psychoaktiven Substanzen einerseits und der weitverbreitete Gebrauch legaler Drogen und Medikamente andererseits ist Ausdruck spezifischer, verräumlichter und historischer Regierungsformen von Rausch, Vergiftung und Genuss.

In den nächsten Monaten führen wir in lockerer Folge Gespräche mit wichtigen Akteur*innen und Expert*innen der Berliner Drogenarbeit und –politik, aber auch mit Menschen mit pharmakologischer und drogistischer Alltags- Arbeits- und Feierkulturen. Dabei werden wir einzelne Facetten beleuchten: Wir fragen nach der politischen und moralischen Ökonomie des Konsums und Rausches, beschäftigen uns mit den Praktiken der Versorgung oder Bestrafung von Konsument*innen und analysieren die Diskurse von Prohibition und Genuss im Kontext lokal situierter Drogenpolitiken.