Ikarus, Sündenfall, Höllensturz – Literatur- und Kulturgeschichte verhandeln das Fallen häufig im Zeichen des katastrophalen Umbruchs. Übersehen wird dabei die weniger monumentale, aber weit verbreitete Tradition des komischen Stürzens, die den Körper zum Spektakel erhebt. Auf den Brettern und vor der Filmkamera kann das komische Fallen – mag es auch kontraintuitiv anmuten – als eine dissimulierte Körpertechnik gefasst werden. Mit Chronofotografie und Film stehen gegen Ende des 19. Jahrhunderts Medien zur Verfügung, die solche flüchtigen Fallkünste und ihren physischen Bewegungsreichtum speicher- und auch mit großem historischen Abstand analysierbar machen.
Inwieweit aber lassen sich komische Stürze untersuchen, wenn derartiges Material nicht vorliegt? Der Vortrag tariert über Darstellungen im Film, in Bildern, im Drama und in der Prosa Möglichkeiten aus, komisches Stolpern und Stürzen zu erforschen. Dabei wird eruiert, inwiefern das Fallen zu den Körper- und Kulturtechniken des Komischen gehört, sowie seinen affektiven Funktionen nachgespürt.