19.05.

Do / 18:30 – 20:00

Podiumsdiskussion: Zwischen Kulturwandel und Kulturkampf: Universität im Umbau

Im Rahmen des Workshops "Die Poesie der Reformen"

Roswitha Böhm (TU Dresden), Barbara Buchenau (UDE), Julia Dannath-Schuh (ETH Zürich), Georg Teichert (Universität Leipzig)

Online & Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Gartensaal, Goethestr. 31, 45128 Essen

Der deutsche Hochschulsektor befindet sich in einem tiefgreifenden Transformationsprozess: das unterstreichen neben den längst zu bürokratischen Daueraufgaben avancierten Fragen rund um die Finanzierung und materielle Ausstattung von Hochschulstandorten auch weitere Herausforderungen, die von den Universitäten als Probleme der administrativen Bearbeitung identifiziert werden. In neu geschaffenen Stabsstellen für Diversität, Ressorts zur sozialen Nachhaltigkeit oder Rektoratsabteilungen zur Universitätskultur werden Fragen um Chancengleichheit und soziale Teilhabe bearbeitet, Richtlinien zum Schutz vor Diskriminierungen entwickelt, Programme für die familienfreundliche Hochschule aufgelegt und eine ausgewogene Work-Life-Balance des Personals angestrebt. Der Kulturwandel der Universität verläuft dabei alles andere als harmonisch und einvernehmlich: während die Verwaltungen stetig wachsen, verschwinden ganze Fächer oder sie werden aus einzelnen Fachelementen neu und häufig willkürlich zusammengesetzt. Disziplinäre Fachkulturen verlieren zunehmend ihre Prägekraft auf Lern- und Bildungsbiografien. Hinzu kommen die zahlreichen Konfliktanlässe in der jüngeren Vergangenheit, die auf eine Polarisierung auch in der deutschen Hochschulöffentlichkeit hinweisen. Beobachtet werden vielerorts bereits „amerikanische Verhältnisse“ angesichts sogenannter Kulturkämpfe um gendergerechte Sprache, Diskriminierung, akademische Redefreiheit, „safe spaces“ und „viewpoint diversity“.

Das Podiumsgespräch „Zwischen Kulturwandel und Kulturkampf: Universität im Umbau“ möchte Ziele, Leitlinien, Prämissen, Maßnahmen und (nicht-beabsichtigte) Effekte der gegenwärtig beobachtbaren kulturellen Transformationsprozesse diskutieren und dabei die der Universität zugewiesene Rolle erörtern, als Ort der Vermittlung gesellschaftlicher Wertearbeit zu fungieren. Welche Begriffe von Kultur werden jeweils mobilisiert, um zu Veränderung aufzurufen bzw. vor Verlusten zu warnen? Warum setzt man überhaupt auf Kultur, um Institutionen auf andere Weise zu steuern und neu zu definieren? Wie hängen der universitäre Kulturwandel und gesellschaftliche Kulturkämpfe zusammen? Worin liegen die Chancen eines Organisationshandelns, das den Kulturwandel als Top-down-Prozess bewusst herbeiführen will? Was sind die Erwartungen? Und wo liegen möglicherweise Risiken dieser Entwicklung?