Scham ist ein zusammengesetzter Affekt, einer Sache schämt man sich vor anderen. Wie diese Zusammensetzung aussieht, diskutierten auf dem Podium „It’s a shame. Sichtbarkeit und ihre Grenzen“ am 15.1.2025 Linda Hentschel (Kunsthochschule Mainz), Susanne Keichel (HGB Leipzig) und Lea Schneider (FU Berlin). Organisiert von Mona Leinung und Anja Schürmann in Zusammenarbeit mit der Folkwang Universität der Künste ging es darum, wie privat oder öffentlich Scham sein darf, um Verletzbarkeit als Wert zu erhalten, ohne Beschämung zu fördern. Der Zusammenhang von Scham und Sichtbarkeit wurde auch thematisiert: Scham zeigt sich nicht nur im Wunsch, zu verschwinden, sondern auch in der paradoxen Tendenz, Aufmerksamkeit zu erregen, etwa durch Erröten. Das Publikum hob die virale Natur der Scham hervor – ihre Teilbarkeit ermöglicht Fremdscham und kann sogar eigene Scham auf andere übertragen, was als eine mögliche Erklärung für Donald Trumps kommende und schamlose Präsidentschaft herangezogen wird. (Text: Anja Schürmann)
Einen Videomitschnitt der Veranstaltung finden Sie auf dem KWI-Youtube-Kanal sowie in der Mediathek auf dieser Homepage.