Das DFG-Projekt: Kommunikatives Handeln mit dementierenden Menschen: Verlust und Aufbau von Kommunikationsmacht von dementierenden Menschen und ihren pflegenden Bezugspersonen im häuslichen Setting aus dem Forschungsbereich Kommunikationskultur (Leitung Jo Reichertz) ist zum 31.06. 2022 erfolgreich abgeschlossen worden. Während der Laufzeit von 53 Monaten sind 12 Zeitschriften- und Buchartikel zu Teilergebnissen des Projekts von den Mitarbeiter*innen publiziert worden. Anfang 2023 erscheint die Monographie zu den gesamten Projektergebnissen bei Beltz Juventa: Reichertz, Jo 2023: Kommunikation, Beziehung und Anerkennung. Welche Kommunikationsmacht haben Menschen mit der Diagnose ‚Demenz‘?
Das Projekt ging der Frage nach, wie die Diagnose Demenz die Kommunikation innerhalb der Angehörigenfamilie verändert und wie kommunikatives Handeln zwischen dementierenden und ihren nicht-dementierenden Angehörigen praktisch stattfindet. Zudem evaluierte es, warum, weshalb und mit welchen Konsequenzen kommunikatives Handeln es vermag, eine Koorientierung der Personen zu ermöglichen. Diese Frage wurde (a) mittels teilnehmender Beobachtung im Rahmen der häuslichen Begleitung, Betreuung und Versorgung von dementierenden Menschen durch ihre Angehörigen, (b) durch fokussierte Videographien ausgewählter Situationen sowie (c) durch die Erhebung von narrativen Interviews mit Bezugspersonen dementierender Menschen beantwortet. Ziel war die Rekonstruktion der alltäglich zu lösenden Kommunikationsprobleme und wie gewachsene alltagsstrategische Kommunikationsroutinen im Zusammen-Sein mit dementierenden Angehörigen im Verlauf der Krankheit umgebaut oder neu etabliert sowie stabilisiert wurden. Auch wurde untersucht, wie Kommunikation situationssensitiv mit dem Krankheitsverlauf so transformiert wurde, dass eine Handlungskoorientierung möglich wird.
Die Arbeiten zur Kommunikation mit Personen mit der Diagnose Demenz können im Forschungsbereich Kommunikationskultur am KWI weitergeführt werden. Passend zum Projektende wurde ein DFG-Antrag mit dem Titel: Osteuropäische Live-in Hilfen in häuslichen Versorgungstriaden bei Demenz: informelle Versorgungskonzepte, Kommunikationsmacht und Sorgeverantwortung bewilligt (Laufzeit: 3 Jahre). Das Projekt wird Anfang 2023 starten und zusammen mit Kolleg*innen von der Universität Oldenburg (Pflegeforschung/ Ethik) durchgeführt werden.