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22.10.

Mi / 18:30

Weltfreie Bilder

Digitale Fäden zwischen Mona Lisa und Zitronen

Jacob Birken und Christian Welzbacher im Gespräch mit Anja Schürmann

Online (ZOOM) & Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Gartensaal, Goethestr. 31, 45128 Essen

Wer heute die Mona Lisa sehen will, sieht vor allem Smartphones. Nicht das Bild selbst steht im Zentrum, sondern der Nachweis, dort gewesen zu sein. „Die Voraussetzung für [das] »Ich war da!« ist also ein […] Vorprozess der Medialisierung. Er wirkt […] durch eine Art Vorhof zugeschriebener Bedeutungen“, schreibt Christian Welzbacher in seinem Buch über die Mona Lisa. Der Rahmen scheint längst spannender zu sein als das Werk.

Zur gleichen Zeit entstehen im Netz Abermillionen digitaler Bilder – so auch makellos ausgeleuchtete, doch nie gepflückte Zitronen, die als Rendering zum Download bereitstehen. Jacob Birken nennt das „Pixelrealismus“: eine Ästhetik, in der die Aura des Wirklichen nicht mehr am Objekt, sondern am Effekt des Bildes hängt. Was wie Fotografie aussieht, gilt als wahr – auch wenn es nie eine Kamera gesehen hat.

Am 22. Oktober treffen sich Jacob Birken (Vom Pixelrealismus, 2023) und Christian Welzbacher (#MonaLisa, 2024) mit Anja Schürmann (KWI) zu einem Gespräch über Fotografie zwischen Kunstgeschichte und digitaler Kultur. Es geht um Realismus als künstlerisches Verfahren – und als Problem:

  • Was bedeutet es, wenn KI-Bildgeneratoren personalisierte Bilder liefern, die nicht mehr auf eine gemeinsame Realität, sondern nur noch auf individuelle Wünsche verweisen?
  • Welche Wert- und Verwertungslogiken teilen sich Kulturindustrie und Plattformkapitalismus?
  • Und wie sehr prägt das „Framing“ – vom Selfie-Stick bis zum Midjourney-Prompt – unser Sehen?

Mit kurzen Lesungen, Diskussion und Publikumsfragen verbindet der Abend kunsthistorische Perspektiven mit aktuellen Debatten um Digitalisierung, Kulturindustrien und die Zukunft der Bilder. Er stellt eine Einladung dar, die eigene Bildwahrnehmung neu zu justieren – zwischen Mona Lisa und Zitrone, Verdächtigungen und Nostalgie.