Bluesky butterfly logo LinkedIn logo ;

Dialoge zwischen Kultur- und Sozialwissenschaften

Die deutsche Tradition der Kultursoziologie wird international rezipiert; anschließend an die Cultural Studies britischer Prägung trauen sich Kulturwissenschaften seit längerem Gesellschafts- und Machtanalysen zu.  Versucht man jedoch, die bereits in sich ausdifferenzierten disziplinären Formationen von Sozial -und Kulturwissenschaften an einen Tisch zu holen, verbleibt die Zusammenarbeit häufig in gut eingespielten Routinen: Soziolog:innen zitieren aus literarischen Werken, um gesellschaftliche Zusammenhänge zu veranschaulichen; Literaturwissenschaftler:innen wenden Gesellschaftstheorien an, um ihren Roman-Interpretationen Relevanz zu verleihen. Auf beiden Seiten ‚gebraucht‘ man Elemente der jeweils anderen Forschung auf nicht immer reflektierte Weise – als Theorie-Referat oder rhetorische Strategie; als Verweis auf Konzepte und Einzelwerke, deren Passförmigkeit und exemplarisch gemachte Geltungsansprüche nicht immer überprüft werden.

Am KWI stellen wir uns konkrete Themen, die idealerweise eine weniger asymmetrische Form der Zusammenarbeit von Geistes- und Sozialwissenschaftler:innen hervorbringen. Wir haben nach der sozialen Produktivität und den ästhetischen Affordanzen von Sozialfiguren ebenso wie nach der kulturellen Arbeit gefragt, die mit Listen verrichtet wird, Mikrotopoi und Institutionenromane analysiert und soziale und ästhetische Praktiken des Aufhörens sowie die Poesie der Reformen wechselseitig beleuchtet. Mit Blick auf zwei neuere Verbundprojekte am und im Umfeld des KWI wird sich nachhaltiger ergründen lassen, was eine Kultur- und Technikgeschichte der Kühlung und eine Soziologie des Schwitzens methodisch voneinander lernen können.

Gerade mit Blick auf Verbundforschung kann noch genauer bestimmt werden, welche Theorielinien aus Geistes- und Sozialwissenschaften einander ausschließen oder ergänzen; wie sich Methoden nicht nur addieren, sondern auch integrieren lassen. Und lässt sich vielleicht sogar gemeinsam Terminologie bilden – und über Fächergrenzen und disziplinäre Komplexe hinaus gemeinsam schreiben? Mit einer praxistheoretisch begründeten Explikation disziplinär geprägter Routinen des Lesens und Schreibens, des Sammelns, Beobachtens, Beschreibens, Interpretierens und Argumentierens können sich Grundlagen für überzeugendere Kooperationen zwischen Kultur- und Sozialwissenschaften ergeben.

Aktuelles

Rückblick: Buchpräsentation „Eine Polin für Herrn Kögel“

Rückblick: Buchpräsentation „Eine Polin für Herrn Kögel“

Am 30. Oktober 2025 fand in der Kreuzeskirche Essen auf Einladung des DFG-Forschungsprojekts „Osteuropäische Live-in Hilfen in häuslichen Versorgungstriaden bei Demenz“ eine Buchpräsentation mit anschließender Podiumsdiskussion statt. Im Mittelpunkt stand der Roman Eine Polin für Herrn Kögel (Königshausen & Neumann, 2024) von Barbara Städtler-Mach, ehemalige Professorin für Anthropologie und Ethik im Gesundheitswesen. Das Buch erzählt […]

Rückblick: Expertenrunde Demenz

Rückblick: Expertenrunde Demenz

Am 12. März 2025 fand in der Volkshochschule Essen die Veranstaltung „Expertenrunde Demenz: Sie fragen – wir antworten“ statt. Unter dem Motto „Demenz sichtbar machen – Sie sind nicht allein!“ bot die Veranstaltung eine Plattform für den Austausch zur Erkrankung,  Versorgung und zum Umgang mit Menschen mit Demenz. Auch das KWI-Forscherteam des DFG-Projekts „Osteuropäische Live-in […]

Interpretationstreffen TriaDe

Interpretationstreffen TriaDe

Am 13. und 14. Februar 2025 fand erneut ein Interpretationstreffen des DFG-geförderten Forschungsprojekts Osteuropäische Live-In Hilfen in häuslichen Versorgungstriaden bei Demenz (TriaDe) statt. Das Projektteam der Universität Oldenburg war zu Gast am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen. Im Rahmen eines intensiven Austauschs wurden an zwei Tagen neue Forschungsdaten analysiert und wertvolle Impulse für die Forschung erarbeitet. […]

Rückblick Expertenrunde „Prävention und Therapie von Demenz“ in der Volkshochschule Essen

Rückblick Expertenrunde „Prävention und Therapie von Demenz“ in der Volkshochschule Essen

Am 06. November präsentierte sich das Forschungsprojekt zur häuslichen Versorgung von Menschen mit Demenz durch osteuropäische Live-in-Hilfen im Rahmen der Expertenrunde „Prävention und Therapie von Demenz“ in der Volkshochschule Essen mit einem Infostand. Die Veranstaltung war eine wertvolle Plattform für alle, die sich beruflich oder persönlich mit der Demenzerkrankung auseinandersetzen und mehr über Präventions- und […]

Steffen Mau und Ewald Frie sprechen am KWI über ihre Sachbücher

Steffen Mau und Ewald Frie sprechen am KWI über ihre Sachbücher

Den Historiker Ewald Frie und den Soziologen Steffen Mau kann man wohl beruhigt als Sachbuchautoren der Stunde bezeichnen. Beide sind mit ihren letzten Publikationen von einem großen Publikum gelesen worden, nicht zuletzt, weil sie in ihren Büchern neue Formen des wissenschaftlichen Schreibens gegangen sind: Sowohl Ewald Frie wagt in „Ein Hof und elf Geschwister“ (C.H. […]

Ein Jahr erfolgreiche Zusammenarbeit – Blick in die Zukunft der Demenzforschung

Ein Jahr erfolgreiche Zusammenarbeit – Blick in die Zukunft der Demenzforschung

Seit einem Jahr untersuchen Wissenschaftler*innen des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI) und der Universität Oldenburg die häusliche Versorgung von Menschen mit Demenz. Dabei fokussiert sich das Forschungsteam, das aus Wissenschaftler*innen aus der  Kommunikationswissenschaft, der Soziologie, der Versorgungsforschung und der Ethik besteht, vor allem auf die Frage, was sich in der Kommunikation und der Versorgung von Menschen […]